Samstag, 12. Februar 2005

diss this

ich hab von hip hop keine ahnung. noch weniger von rap. ich kann nicht mal den unterschied erklären. und ich kann natürlich in keinster weise die tradition des dissens in ihrer gesamten bedeutung erfassen. ich kann eigentlich nur sagen - es gibt sie und sie wird mit genuss weitergeführt.

die (thematische) amerikanisierung von deutschem hip hop durch leute wie sido hat ich ja schon in irgendeiner weise erwähnt. vergessen hab ich da natürlich kool savas, der das schon viel länger macht - nur war mir der die ganze zeit herzlich egal. erste echte aufmerksamkeit erlangte er durch die beginner, dem song 'morgen freeman' und der zeile 'wenn savas n konzert gibt in nem lesbischen buchladen'. zweite aufmerksamkeit gestern, weil ich kurz bei mtv trl hängen blieb. neue nummer eins wurde gewählt, aha. kool savas mit was-weiß-ich. inhalt des songs: eko fresh wird gedissed.

wunderschön. eigentlich ziemlich egal. da hat wer einfach geld mit scheiße gemacht und wird jetzt als verräter angeprangert. soll sein, wär auch nicht das erste mal. warum ich doch drüber nachgedacht (und mir den ganzen text durchgelesen) hab, war das kurze in-einen-topf-werfen am ende mit nina mc, dem wolf und fettes brot. die ersten zwei versteh ich, fettes brot dann nicht so ganz. nicht nur, weil die mehr als ein album, mehr als ein gutes lied hatten. sondern weil die einstellungsmäßig einfach weiter weg von kool savas wohl nicht sein könnten.

fettes brot dissen hat auch schon fast wieder tradition - 'schwule mädchen' ist ja nichts anderes als die konsequenz aus den zwei häufigsten schmähungen: die leute von fettes brot seien schwul oder machen mädchen-hip-hop. man könnte sich jetzt fragen, warum das so ist. vielleicht, weil sich fettes brot nur spärlich über das image verkauft. keine ghetto-kinder, keine straßenkampf-abzeichen, kein macho-pimp-gehabe. sich selbst nicht so ganz ernst nehmen, und eine meinung vertreten die, na ja, einfach der heutigen zeit entspricht. also frauen nicht unbedingt als string-tanga-halter sehen zum beispiel. bleibt viel platz im text um andere dinge anzusprechen. etwa leicht ironisierte selbstbetrachtung (da draussen), oder gar über (zwischenmenschliche) beziehungen singen. weil die platzierung im kosmos der bands nicht über selbstverherrlichung, -beiweihräucherung etc erfolgt, muss man auch noch musikalisch etwas bieten, das einen an sie erinnert.

nochmal zur erinnerung, ich bin musikverliebt, aber beweg mich hier auf relativ unbekanntem terrain. drum nicht gleich lynch-aktionen starten, wenn ich jetzt behaupte, dass sich da eine gewisse parallele zwischen fettes brot und beastie boys auftut. man definiert sich auch über musik (wobei man hier natürlich sagen muss, dass die beasties in einer eigenen sphäre schweben). und pflegt kein gangster-image. passt auch einstellungsmäßig nicht. 'yo, check out my freedom-for-tibet gold chain', das haut nicht hin. weitere billige gemeinsamkeit ist, dass ich beide bands gerne höre. das lässt jetzt natürlich mehr schlüsse auf mich als umgekehrt zu. was sonst noch in meiner hip hop playlist herumgeistert? fanta 4, hauptsächlich die vergötterte lauschgift. 'ich bin'/'wie die andern' als schönes beispiel dafür, was ich unter schöner musik verstehe, 'populär'/'was geht' als eines für schöne, neckisch-verspielt-überzeichnete selbstbetrachtung. und texte mit 'wer' und dem schönen satz 'ich weiß ihr nennt uns gern suderanten-partie, dass man stundenlang über parties rappen kann verstanden wir nie'.

letztendlich muss mich ein song auf einer von 3 ebenen überzeugen. entweder musikalisch ('whats your number' von cypress hill ist textlich irgendwas, aber klingt einfach gut), textlich (nach oben erwähnten kriterien) oder in der symbiose von beiden (der gesang ist nun mal integraler bestandteil der songs in diesem genre. ich muss keine ahnung haben, worum es in 'body movin' geht, aber ich weiß, dass der song ohne dem (sprech)gesang nicht wirklich toll wäre).

das wärs eigentlich. in wirklichkeit nicht viel gesagt, aber vielleicht geistert mir das jetzt nicht mehr im kopf herum. wie auch immer, schönen abend noch.

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