music

Montag, 29. Oktober 2007

the emusic-diaries #7 - how strange, innocence

ich weiß vergleichsweise wenig über instrumental-musik. ein attraktiver punkt ist die abwesenheit von üblichen songwriting-konventionen. es gibt keinen refrain, maximal ein thema, das aber nicht zwingend mehrmals aufgegriffen werden muss. der leitfaden ist der gedanke; die geschichte die vollends in musik aufgeht. dadurch erscheint mir instrumental-musik automatisch sperriger. es gibt keine hooklines, die einen immer wieder hineinziehen. es fehlen die zeilen, die man unbewusst mitspricht.

ich kann musik nur selten als bedeutungsloses hintergrundgeräusch behandeln. was bei 'normalen' songs (und ich verwende hier 'normal' völlig subjektiv) kein problem ist - das ist wie bei der sitcom, in die man in der mitte hinein zappt und sich binnen sekunden auskennt. der ist der trottel, der die hauptfigur, die das korrektiv zum chaotismus von dem. in instrumental-musik hinein zu zappen ist wie ein unbekanntes buch irgendwo aufzuschlagen. manchmal ist es gerade spannend, manchmal erscheint es unendlich öde und bedeutungslos. aber ansatzweise verstehen kann man frühestens nach ein paar seiten.

explosions in the sky machen genau das. sie schreiben geschichten, die auf worte verzichten. und um beim etwas humpelnden buch-vergleich zu bleiben ist 'greet death' eine der schönsten geschichten die ich in der letzten zeit gelesen habe (nicht nur weil 'das letzte protokoll' von palahniuk nur nett war). auch wenn der titel durch die naturgemäß starken assoziationen fast schon an schummelei grenzt. die songs auf 'how strange, innocence' und 'those who tell the truth shall die, those who tell the truth shall live forever' sind, sofern man sich die zeit nimmt, jede sekunde wert. regentage können nur schwer kitschiger untermalt werden.

sehr überraschend kam four hundred years. der erstling 'transmit failure' fand sich unter hardcore, und grundsätzlich gehört er auch dort hin. der sound ist rau, der sänger lotet des öfteren seine grenzen aus. aber die band begeht keine der zahlreichen sünden, die viele hardcore-bands zum einheitsbrei verkommen lassen (und zb raised fist oder 59 times the pain sehr schnell langweilig werden lassen). auch das erscheinungsdatum ist mit 1998 interessant - zu der zeit schickten sich refused und at the drive-in gerade erst an, die freiheiten im hardcore wieder zurückzuerobern. empfehlenswert ist das ganze aber auch dann, wenn einem der historische kontext absolut egal ist.

auch kaospilot machen hardcore. mit einem etwas anderen ansatz. mein erster gedanke war 'also so klängen the locust, wenn ihnen melodie wichtiger als rhytmus wäre'. blöd nur, dass die melodie in der sound-breite untergeht und man dauernd das gefühl bekommt, der song als ganzes übersteuert. mit der zeit merkt man, was den sänger von dillinger escape plan auszeichnet (ausdruck, varianz). was den drummer von the locust auszeichnet (viel ohne zu erdrücken). was das songwriting von strapping young lad auszeichnet (breite ohne die schärfe zu verlieren). und geistig lege ich die band langsam neben raised fist ab (kategorie 'hin und wieder oke, aber kein ganzes album lang').

direkt danach tourette's lautrec einzulegen ist wie der moment, in dem man von 'aufstehen' zu 'munter' wechselt. kategorierungsversuche scheitern lustvoll, wenn man mit 'post-punk trifft auf post-hardcore mit jazz-sprenkeln' beginnen müsste. genüsslich spielerisch pendeln die songs zwischen kennedy'schen gitarren und dresden dolls-expressionistischem schlagzeug. so wie ich das sehe dürfte es die band inzwischen nicht mehr geben, leicht zu bekommen ist das album wohl auch nicht. sehr schade, aber so immerhin ein geheimtipp den man jedem an den kopf werfen kann um eindruck zu schinden.

your enemies friends klingen auf 'you are videotaped' nach einer band, die mir bis heute nicht richtig einfällt. oder ich bin immer noch verwirrt weil der sänger die stimme von dexter holland gestohlen hat. jedenfalls klangen die songs auf 'the wiretap ep' noch frischer, meinetwegen frecher. 'back of a taxi' ist schon ein reisser, aber am ende des albums weiß ich nie, ob das jetzt gut war oder nett.

zum schluss noch ein zitat: 'haven't you heard yet? / no one listens to anyone anyhow'. so macht kommunikation doch gleich wieder mehr spass.

Freitag, 17. August 2007

the emusic-diaries #6 - i heard a record and it opened my eyes

'do you remember when we couldn't put it away / do you remember what the music meant / and nothing else matters when i turn it up loud'. die zeilen sind so einfach wie einprägsam, und trotzdem muss man sie erst so überzeugend in die gehörgänge schmettern wie pretty girls make graves. so geschehen auf 'good health' der ersten ep, erschienen im jahr 2002. dass 'the new romance' von 2003 auch gut war, sollte hier schon erwähnt worden sein. die auflösung anfang des jahres schmerzt immer mehr.

hierzulande bzw. im deutschsprachigen raum immer noch großteils unbeachtet scheinen free diamonds zu werken. nach dem grandiosen 'there should be more dancing' im vorjahr gibt es nun den nachfolger 'by the sword'. der große durchbruch wird damit auch nicht gelingen. die sehr markante stimme und die art des songwritings (ein stark treibender, grooviger bass mit einer 'bei bedarf' eingreifenden gitarre) führen auch unweigerlich zu einer limitierung. dementsprechend wirken ein paar songs wie uninspirierte neuauflagen. umso beeindruckender sind die songs geraten, in denen man neue wege sucht. 'hugs & kisses' verzichtet großteils auf die quietschenden stimmlagen und verwandelt sich umgehend in einen indie-feger. 'the little keyboard song' beinhaltet, was er verspricht. vielleicht braucht das album diesmal mehrere umläufe, wer free diamonds immer noch nicht kennt kann aber auch hier bedenkenlos zugreifen und sich später noch mehr für den erstling begeistern.

der eiffelturm wird nachts beleuchtet, ein sicher beeindruckendes bild. ivan chtcheglov, mitglied der letterist international, wohnte in der nähe des turms und wurde des nachts von den lichtern am schlafen gehindert. was liegt näher, als das stahl-konstrukt in die luft zu jagen. das war zwar nicht von erfolg gekrönt und ende für ihn in einer psychiatrischen klinik, aber er kommt wenigstens indirekt zu späten ehren. denn genau diese geschichte steht hinter dem namen 'the plot to blow up the eiffel tower'. mit einer wilden mischung aus jazz und hardcore werden die selten länger als 2 minuten dauernden songs auf 'dissertation, honey' auseinandergenommen. mal näher am jazz (her health violation), mal näher am hardcore (sometimes i wish i'd lost a leg), und nähe ist hier so relativ wie klassifizierung selbst. übrigens, die band hat sich ende 2006 aufgelöst. zu spät kommen kann man anscheinend perfektionieren.

weil wir gerade bei zu spät kommen, 'yank crime' von drive like jehu gilt als klassiker und das zu recht. garage trifft auf alternative und liefert sich eine schlägerei mit hardcore. 1994 ist das nicht unbedingt eine richtung, die viel beachtung verspricht (punk ist mit green day/offspring und den auswirkungen beschäftigt, garage-rock tröstet sich über das ende von nirvana hinweg, hardcore ist noch kein großes thema). dabei reißt 'here come the rome plows' sofort alle türen ein und verlässt den raum erst, wenn man sich mit 'sinews' erholt hat.

und letztlich noch etwas zum selten angeschnittenen thema blood brothers. wer die single zu 'set fire to the face on fire' irgendwo sieht, sollte ohne nachdenken zugreifen. remixes halte ich im allgemeinen für eine billige und meist schlechte art, auskopplungen aufzuwerten. die blood brothers bestätigen die regel. die 'lazer life'-version klingt nach neon blonde, also gut. die neue version von 'nausea shreds yr head' sprengt dann jedwede erwartungshaltung. dem original-gesang wird ein langsamer beat unterlegt, die gitarren großteils von einem synthie ersetzt. das ergebnis ist verstörender als man als selbst von dieser band erwarten würde.

auch gehört: mediengruppe telekommander - mach das leiser. für den sommer ideal: camera obscura - lloyd i'm ready to be heartbroken. der kampfschrei: fehlfarben - sieh nie nach vorn. das kleinod: free diamonds - like giraffes. der klassiker: black sabbath - iron man. verwirrend beim aufstehen: trail of dead - wasted state of mind.

Montag, 9. Juli 2007

es ist besser, vor dem stumpfsinn zu kapitulieren

(um dem logischen ablauf zu folgen, sollte man zuerst den vorherigen eintrag lesen. nur so vorweg. und jetzt bitte nochmal die überschrift lesen. danke.)

das sangen tocotronic 1996 im song 'ich wünschte ich würde mich für tennis interessieren'. seitdem ist viel zeit vergangen, hat sich viel verändert. mit etwas mühe hab ich den text zum vorgänger 'pure vernunft darf niemals siegen' wiedergefunden. interessant, das von heute aus zu betrachten. das ganze liest sich wie eine einzige verteidigung eines (immer noch) großartigen albums gegen alle stimmen von außen. ein gefühl, dass ich mit 'kapitulation' in keinster weise nachempfinden kann.

ich weiß nicht mehr, wann mich das letzte album von anfang an so sehr fasziniert hat (abgesehen vom wunder namens blood brothers). 'mein ruin' ist vehement und unerbittlich, eine offensive eröffnung die gefangene macht. wer immer sich dem in den weg stellt, wird nicht mehr entkommen. 'harmonie ist eine strategie' ist drückend und unerbittlich, eine resignative erlösung die umschließt.

tocotronic zitieren sich hier musikalisch immer wieder selbst. soll heißen, ohne die bisherigen alben wäre dieses ohne umschweife beste der bandgeschichte nicht entstanden. in 'sag alles ab' gemahnt man gar an die frühen blumfeld (etwa 'jet set'), nicht ohne zwischendurch deutlich zu machen, dass hier immer noch tocotronic am werk sind.

'kapitulation' schafft das kunststück, schon beim ersten hineinhören auf ein durchhören zu drängen. die musik variiert, spielt sich, versucht sich mal da, mal dort. die dabei allgegenwärtige stimmung nimmt mich dabei an der hand, begleitet mich durch diese welt. mal zerrend, wenn man zu lange verweilen mag, mal zurückhaltend, wenn man nur noch fliehen möchte.

'ich hab geträumt ich würde pizza essen mit mark e smith' war auch so ein songtitel auf 'wir kommen um...'. mark e smith, kopf von 'the fall', einer post-punk band die man erst verstehen muss. ich kann bis heute nicht erklären, was post-punk genau sein soll. aber vielleicht hilft in zukunft dieser ansatz: post-punk ist, wenn es punk ist, ohne punk zu sein. 'kapitulation' ist punk, ohne punk zu sein. es ist tragik, ohne traurigkeit. es ist resignation, ohne depression. es ist kapitulation ohne niederlage.

'mein ruin ist heiligtum / diebstahl und erinnerung / geboren aus unsicherheit / freude und zerbrechlichkeit'

folge dem zeitgeist, töte ihn

zwei alben, beide neu erschienen, beide neu erstanden, beide erwartet. ich beginne mal mit dem, zu dem ich weniger zu sagen habe.

die geschichte der smashing pumpkins "reunion" (die beiden verbliebenen reden da ja ganz realistisch eher von einem neuen kapitel) kann man eigentlich überall nachlesen. wozu also zu viele worte darüber verschwenden? das einzige mit erklärungsbedarf in diesem zusammenhang ist der allgegenwärtige vorwurf 'pff, das sind nicht die pumpkins ohne iha und wretzky'. ja und nein. schon 'siamese dream' entsprang zum großteil der feder von billy corgan. wretzky und iha wechselten kein wort mehr nach der gescheiterten beziehung, chamberlin hatte sich dem heroin verschrieben. laut eigenen angaben spielte er auch den großteil der gitarren- und bass-parts selbst ein. auf der maur meinte zur reunion, dass billy corgan für ein pumpkins-album eigentlich nur chamberlin braucht, und den hat er ja. der oben erwähnte vorwurf hat schon in gewisser weise seine daseinsberechtigung, aber eben hauptsächlich auf der emotionalen ebene.

was als erstes auffällt, ist der druck. 'doomsday clock' baut die 'alte' pumpkin'sche wall of sound ohne umschweife auf, deutlich breiter und bedrohlicher als etwa im großartigen 'bodies' von mellon collie and the infinite sadness. damit komme ich auch schon zum nächsten heiklen punkt des ganzen unterfangens - der vergleich zur vergangenheit. die zwei (meiner meinung nach) besten und wegweisendsten alben sind über 10 jahre alt. nichts wäre trauriger, würden die neuen songs nach der mitte der 90er klingen. nichts wäre enttäuschender, würde das neue material nach dem nächsten corgan-projekt nach den pumpkins klingen. deshalb ist es umso schöner, dass sich der großteil einfach nach smashing pumpkins anfühlt. das diffuse gefühl von verlorenheit, von trotzigem phlegmatismus und innerlichem aufschreien ist wieder da.

dass es trotzdem ein corgan-album ist, wird erst gar nicht verleugnet. geschrieben von ihm, aufgenommen von chamberlin (drums) und ihm (all the rest, says the booklet). auch in der produktion wollte man den großteil selbst übernehmen. die verantwortung für die manchmal wirklich gräßlich-kitschig klingenden metal-soli-gitarren will der fanboy in mir deutlich in richtung dann-doch-producer terry date abschieben, aber wem will ich etwas vormachen: kontroll-mensch corgan entschied sich sicher bewusst dafür.

und es muss recht sein. weil ihm wohl die wenigsten das zugetraut haben, was er großspurig (als ob es anders ginge) in einer zeitungs-anzeige verkündete: 'i want my band back, and my songs, and my dreams'. genau das hat er, genau das haben wir. das album ist gut, überraschend gut. mit allem was zu einem vollständigen smashing pumpkins album gehört. es gibt derzeit auch nur einen grund, warum ich micht (vorerst) nicht vollkommen verliebe. nämlich das andere erstandene album.

Montag, 2. Juli 2007

ah ja, sommer

camera obscura - lloyd, i'm ready to be heartbroken

'summer of 69' ist furchtbar. oder genauer, 'summer of 69' ist ein furchtbarer song für den sommer. ja ja, der sommer war toll, dies und das, ach, wenn der doch für immer andauern würde. vielleicht ist das aber auch einfach nur ungerecht und das problem ist bei mir zu suchen: das einzige bild, das mir dazu einfällt und etwas mit sommer zu tun hat, ist das von bierzelten und menschen, die sich abseits des rhythmus dazu bewegen und mit verzerrten gesichtern so tun, als ob sie den text kennen würden. vorurteile und misanthropie verstehen sich in solchen belangen ganz gut.

cake - it's coming down

auf den ersten blick ist 'walking barefoot' von ash meinem furchtbar-beispiel nicht unähnlich. und doch spreche ich dem song eine ganz andere qualität zu - nicht nur, weil tim wheeler pop-songwritern im rock-bereich zählt. nein, die wirkliche erhabenheit über alles graue und oberflächliche erschließt sich da erst im feldversuch. schon einmal die ersten oder letzten sonnenstrahlen an warmen tagen genossen, während dieser song lief? nein? dann wird es höchste zeit.

mad caddies - something's wrong at the playground

auch ansonsten hätt ich ein paar vorschläge, was man bei solcher gelegenheit mal hören könnte. ohne anspruch auf allgemeine sinnhaftigkeit oder vollständigkeit. aber ich denk mir grad sonst nichts, also...

free diamonds - cuban heels, cuban deals
belle & sebastian - for the price of a cup of tea
broken social scene - 7/4 (shoreline)
jimmy eat world - lucky denver mint
killed by 9v batteries - this might be some sort of art
jarvis - don't let him waste your time
trail of dead - mistakes and regrets

Dienstag, 29. Mai 2007

the emusic-diaries #5 - free diamonds for all of you

bedeutungsschwanger könnte man davon reden, dass dieses jahr für die welle der neuen britischen bands entscheidend sein könnte. bereits erschienen sind die zweitlinge von den arctic monkeys, kaiser chiefs, bloc party und maximo park, art brut steht in den startlöchern. auch die free diamonds veröffentlichen in nächster zeit ihren nachfolger zum 2006 erschienen kleinen juwel 'there should be more dancing'. noch nie von den free diamonds gehört? wenn man mir glauben schenken mag, wäre es kein schaden, das zu ändern.

dass die band aus england kommt, ist aber sowas von uninteressant und irrelevant. der bei emusic erwähnte vergleich mit franz ferdinand hinkt dementsprechend. ja, man kann dazu sicher hervorragend tanzen, aber das kann man auch zu den chemical brothers. das wesentlichste merkmal der musik ist die quirligkeit, das fiebrige. die rhytmus-sektion ist treibend, der bass nonstop beschäftigt (und für interessierte ein hervorragender hinhörer). die gitarre macht mal melodie, mal begleitung und greift nur selten zur verzerrung. der gesang ist hoch, schrill, gemahnt zeitweise an die blood brothers (was intonation und rhytmik betrifft). insgesamt ergibt das: die fröhlichste (post-)punk-spielart der letzten zeit.

manchmal überlegt man auch, ob die prä-hip-hop beastie boys heute nicht vielleicht genau so klingen würden. verspielt werden die musikalischen einflüsse eingewoben, etwa rockabilly bei 'm is for missing', ohne jemals deplaziert oder gezwungen zu wirken. das album ist insgesamt gut und solide, bei höheren temperaturen ein idealer begleiter für unterwegs. letztlich fehlen vielleicht die aus dem gesamten herausragenden tracks, das grundniveau ist jedoch hoch genug diesen umstand auszugleichen. auf den nachfolger 'by the sword' kann man auf jeden fall gespannt sein.

free diamonds: myspace / homepage.

daneben: seit heute andauernd im kopf: the arcade fire - intervention. beim schreiben: free diamonds - the list of everyone. entspannend: hella - biblical violence. auch genre: the gossip - jealous girls. etwas wilder: angel hair - witch hunt scene from star trek.

Montag, 30. April 2007

the emusic-diaries #4 - strange is the new, shit

emusic erklärt die welt. die band 'isis' läuft also unter 'alternative mainstream'. hinter diesem genre verbergen sich aber auch soundgarden, melvins, pat boone, pulp, fantomas und viele bands, von denen ich noch nie gehört habe. ob das jetzt für oder gegen diese klassifizierung spricht - keine ahnung.

vor einer woche spielten 'die princess die' im fluc, und das sogar gratis. trotzdem blöd, weil ich die band erst seit heute kenne. und den besuch wären sie auf jeden fall wert gewesen. deren album 'lions eat lions' tummelt sich im angenehm konventionslosen post-hardcore und wirft elektronische elemente mit in den topf. heraus kommt musik, die man sich sicher auch nebenbei anhören kann, wenn man keinen wert darauf legt, irgendwie zu verstehen was zum teufel da gerade los ist. die für diesen bereich fast schon zurückgelehnte stimmung machts möglich. es muss eben nicht immer die fiebrige fantasterei sein.

die immer bedeutungslosere genre-klassifizierung motiviert auch labels, andere bewerbungsarten zu finden. da heißt es eben nicht mehr 'die neue metal-sensation mit alternaive bla bla', sondern 'für fans von x, y und z'. gleich verwirrend, die kombinationen oft noch verstörender. und dunkle erinnerungen werden wach, an zeiten in denen jede punkband mit 'im stil von x' angekündigt wurde - und das sogar stimmte.

'red knife lottery' sind angeblich related artists von sleater-kinney und 'pretty girls make graves'. haben ja auch eine sängerin. wenn man sich nicht mehr der 'rock-mit-frauenstimme'-ghettoisierung dieser bands unterwirft merkt man aber doch unterschiede. teilweise sehr relevante. sleater-kinney spielen am ehesten klassischen rock, ohne stadion. 'the new romance' von 'pretty girls make graves' wiederum ist etwas verspielter alternative-rock (da ist sie wieder, die genre-bezeichnung). von 'red knife lottery' hätte ich mir etwas mehr erwartet - fairerweise ist es aber ungerecht von 'berechenbarkeit' zu sprechen, wenn man sich zum selben zeitpunkt durch 'the dillinger escape plan' kämpft.

der preis für den besten song-titel der letzten zeit geht allerdings an the locust. 'we have reached an official verdict: nobody gives a shit'.
die findet man übrigens mal unter hard'n'heavy, mal unter hardcore, ab und zu sogar unter punk. wie wärs stattdessen mit 'post-hardcore/industrial/noise/fuck your mind until it nauseates'? mit einer einfachen alphabetischen listung würd ich mich alternativ auch zufrieden geben. meinetwegen auch alternative-mainstream zufrieden geben.

gerade: the locust - full frontal obscurity. gerade eben: die princess die - once a liar always a liar. heute auch: suburban kids with biblical names - loop duplicate my hearts. gestern zum beispiel: patrick wolf - (let's go) get lost. derzeit im auto immer wieder: muse - new born. und daneben: the dillinger escape plan - panasonic youth. ja genau, go figure.

Sonntag, 25. März 2007

the emusic-diaries #3

forget cassettes lassen sich nur schwer beschreiben. vielleicht ein wenig yeah yeah yeahs, ein bissl trail of dead, da was von indie-pop, dort was von alternative - das bringt alles nichts. viele songs sind fast schmeichelhaft und unaufdringlich. die eine ausnahme ist 'quiero, quieres', das wohl ungemein tanzbar ist und der wahrscheinlich aufdringlichste song von 'salt' ist, im positivsten sinne. und dann ist da noch 'patience beth (reprise)'. lieblich ruhig schleicht sich die band an, bis beth cameron zum ersten mal 'i know / it hurts' intoniert. man spürt eine veränderung, wolken ziehen auf und der schluß des songs setzt an, den hörer innerlich zu zerreissen. auf jeden fall hörenswert.

auch jordan billie von den blood brothers ist nebenbei tätig, bei der supergroup head wound city (blood brothers, the locust, yeah yeah yeahs). die selbstbetitelte ep ist 7 songs und nicht ganz 10 minuten lang. das können der band blitzt schon auf, aber bei durchschnittlich nichteinmal ein-einhalb minuten pro song muss man schon genauer aufpassen. wenn neon blonde der verspielter-experimentellere ableger der brothers ist, dann ist head wound city der geradliniger-offensive.

weil ich gerade dabei bin: melt banana. die bezeichnen ihre letzten arbeiten als pop, was ein großartiger, naja, witz ist. sollte ich in zukunft jemanden nicht mit atari teenage riot verschrecken können, ist das meine neue geheimwaffe. noiserock beschreibt das ganze schon ganz gut, aber man sollte keinesfalls an sonic youth denken. die musik ist schnell, hyperaktiv und gibt ein hohes tempo vor. womit die sängerin kein problem hat. 'cell scape' ist ein großartiges, unkonventionelles album (das achte der band, das zehnte erscheint im april) und wer seinen musikalischen horizont erweitern will, ist hier genau richtig.

Sonntag, 11. Februar 2007

the emusic-diaries #2

welche bands klingen schon wie at the drive-in oder the blood brothers? den reiz machte (bzw. macht) vor allem die eigenständigkeit und genuinität aus. gerade deswegen will man mehr davon, aber eben nicht 'more of the same'. und die zwickmühle arbeitet genüßlich vor sich hin. über den punkt 'related artists' versucht man, so gut es geht die fühler auszustrecken und das eine oder andere zu entdecken.

brazil (auf dem fearless label beheimatet, anscheinend gibts da mehrere)ist da ein ansatz. musikalische ähnlichkeiten sind wohl vor allem mit sparta vorhanden. also kein nachbeten von formeln, sondern eine gewisse eigene weiterentwicklung mit anknüpfungspunkten. 'a hostage and the meaning of life' weist wenige kanten auf, an denen man sich aufreiben könnte. die gruppe schwelgt größtenteils auf schönen melodieteppichen dahin, ohne damit eine erst zu überwindende 'wall of sound' aufzustellen. der gesang scheint sich angenehm an 'napoleon solo' zu orientieren - besonders bei 'io' fällt auf, dass betonung und intonierung nahe ans vorbild kommen. der song ist auch das auffälligste stück, auch wenn sich der rest nicht verstecken muss.

der zweite ansatz nennt sich fall of troy und hat mit dem selbstbetitelten erstling etwas bewundernswertes geschaffen. vergleiche mit den blood brothers sind nicht unbegründet, aber eben nicht aufgrund einer orientierung an diesem vorbild. die wurzeln liegen genauso diffus im hardcore und punk, die überwindung dieser genre-grenze wird allerdings nicht in ihrer destruktion gesucht (worin die blood brothers besonders brillieren). stattdessen geht man zurück zur komplexität (punk selbst war musikalisch die abkehr vom virtuosentum der 70er jahre) und betastet mit freude andere formen der musik. refused brachen die eingefahrenen schemen mit orientierung am jazz auf, fall of troy nimmt teils metal-artige riffs und verarbeitet sie zu einer weiteren art, die geschichte des songs zu erzählen. die zweite hälfte von 'mouths like sidewinder missiles' kommt gänzlich ohne gesang aus und doch wird weiter gesprochen. ein passender vergleich ist 'marquee moon' von television. ja, da fielen jetzt ganz große namen. und ja, diese band kann man getrost an diesen instanzen messen.

sehr abstrakt kann ich hier jetzt noch broken social scene erwähnen. die haben nichts mehr mit den brothers oder at the drive-in zu tun, beherrschen aber auch die kunst, rein durch die musik zu wirken. '7/4 (shoreline)' kleidet sich ein wenig im lo-fi gewand, die becken scheppern im mid-bereich und vernachlässigen den hi-bereich. das ergebnis ist ein mit viel charme vorgetragener song, der die 5 minuten sehr kurzweilig gestaltet. der text (mehrstimmig dargeboten) untermalt mehr die stimmung als das er großartig inhalt vermittelt. man verliert sich schnell und gern in melodie und arrangement. manchmal denkt man gar an sonic youth auf 'rather ripped' ohne noise-elemente. ein nicht geringes kompliment, dass ich dieser band gerne ausspreche.

Mittwoch, 24. Januar 2007

es war einmal: der apfelmann

die spatzen pfeifen es von den beinahe verschneiten dächern, die feuilletons ratschen der reihe nach die gleiche geschichte herunter und die kommentare zu den artikeln schwanken zwischen tiefer trauer und tiefer häme. das statement der band selbst liest sich da noch am sachlich-nüchternsten: 'blumfeld lösen sich auf, gibt noch die angekündigte box und eine letzte tournee, auf wiedersehen'.

ist das jetzt wichtig? traurig? besser so? ein offensichtlicher fan meinte zu den offensichtlichen nicht-fans (paraphrasiert) 'das ist wie ein begräbnis, und dort ruft man der trauergemeinde doch auch nicht entgegen 'ha, der hats doch eh verdient''. in diesem sinne soll hier und jetzt auf offensichtliche häme ebenso wie auf übermäßige huldigung verzichtet werden. unumstritten sollte sein, dass sich blumfeld mehr als ein einzeiliges epitaph verdient hat. so oder so.

mit der einleitung 'ein kreis schließt sich' der abschiedsmeldung geben blumfeld, noch einmal, eine ideale vorlage zum rückblick auf das eigene schaffen. denn die 'ich-maschine', das war winter. sogar ein winter, wie wir in dieses jahr erleben - eigentlich angenehm, aber man kann sich dem gefühl nicht erwehren, dass irgendetwas nicht passt. gemütsbetrachtung, zustandsbeschreibung, reflexion, alles schwebt in einem raum der nicht mehr raum sein mag. prophetisch wird in 'dosis' der rezeption innerhalb der kultur-szene, des feuilletons ironisch vorgegriffen. so unhandlich der begriff 'hamburger schule' auch sein mag, dieses album war eines der wichtigsten in dieser szene.

schon mit dem nachfolger 'l'etat et moi' leitet man den frühling ein. beinahe angriffslustig springt einem 'jet set' ins gesicht. 'verstärker' kann man gar nicht oft genug loben ob seiner größe und genialität. die stimmung insgesamt hellt sich etwas auf, ein trend der sich auf 'old nobody' weiterführt. mit 'tausend tränen tief' steigert sich bekanntheit über die inzwischen überzeugte szene hinaus, und man spürt die ersten sonnenstrahlen des sommers auf der haut.

'testament' der angst kann man dann als eindeutigen sommerbeginn bezeichnen. mit 'graue wolken' gelingt der größte chart-erfolg, die 'diktatur der angepassten' wiederum sammelt viele negative kommentare - als logische folge der gewachsenen bekanntheit, größeren exposition (man ist nicht mehr nur auf viva2 zu sehen) und der weiterentwicklung. 'jenseits von jedem' kann ich schon nur mehr aus der ferne beurteilen, das album hat es einfach nie in meine hände geschafft. fm4 macht mich mit dem einen oder anderen song bekannt ('jugend von heute', 'wir sind frei'), der funke will aber nicht mehr überspringen.

die 'verbotenen früchte' schließlich scheinen dann den bogen etwas zu überspannen. vor allem, wenn man beim kreisschluss bleiben will. jaja, der apfelmann, das hört sich doch nach herbst an, oder? ja. und jetzt weiß man auch, dass es für die band blumfeld das letzte album sein wird, sozusagen im herbst der karriere (ob es noch eines eventuell im ach so gern erwähnten zweiten herbst geben wird, passt da auch irgendwie). in wirklichkeit ist das bild natürlich stark zurechtgerückt. man hat halt damit angefangen, also muss man es jetzt auch zu einem ende bringen. die kritiker haben das album oft verrissen, ein paar waren aber auch hellauf begeistert. die fans schlossen sich diesem kleinkampf an, blumfeld war 'scheiße' oder 'genial'.

nüchtern betrachtet ist man mit 'verbotene früchte' also wieder da angelangt, wo man mit 'ich-maschine' begann - bei einem album, dass man gut oder schlecht finden kann, schwarz oder weiß, aber nichts dazwischen. blumfeld hat sich stetig weiterentwickelt. man hat bis zum schluss polarisiert (aus gutem grund habe ich mir die früchte ebensowenig geleistet wie ich die maschine als hintergrundmusik für parties empfehlen würde). nichts wäre dieser band weniger gerecht geworden, als zum schluss ein konsens-album zu veröffentlichen, auf das sich jeder außer den interpreten selbst eingen kann. man hat dem diskurs keine absage erteilt, er fand bloß nicht mehr innerhalb des liedes statt.

wer blumfeld nicht kennt aber kennenlernen möchte, bekommt mit 'ein lied mehr - the anthology archives vol. 1' das ideale paket. 'ich-maschine', 'l'etat et moi' und 'old nobody', jeweils erweitert um bonusmaterial, ein textbuch sowie ein live-album (wien, radiokulturhaus, wenn ich nicht irre). eine genauere betrachtung ist die band auf jeden fall wert. schlecht finden kann man sie danach ja weiterhin.

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