Samstag, 26. Februar 2005

in höchsten höhen, in tiefsten tiefen

interessant. die faz berichtet von einem steigenden anteil nationaler musik bei deutschen labels (bzw deutscher niederlassungen der big five, oder sinds jetzt nur mehr four?), hier. teilweise sogar mehr erfolg als mit internationalen größen wie eminem. eigentlich sollte das unter anführungszeichen stehen, bedingt durch dieses unsägliche wort 'sogar'. warum ist das so wunderlich? wie oft hat eminem europa betourt? wie sehr kann man sich hier mit ihm identifizieren (verschrobene gettokinder in einem der reichsten länder europas kann man hier nicht ernstnehmen)?

vielleicht kann man das als gutes zeichen deuten. man kann zumindest hoffen. hoffen, dass nationale bands mehr chancen bekommen, nicht aus mitleid beachtung bekommen (hallo, deutschquote), sondern aufgrund von respekt, anerkennung und mut. mut, auch mal unverdautes zu konsumieren. 'wir sind helden' kann man ruhig als paradebeispiel heranziehen. erste single selbst produziert, dann ganz groß und bis zum erbrechen umarmt. jetzt die vorabsingle zum zweitling, die wieder vielversprechend klingt. man muss sich halt was trauen, was wagen - und dem ganzen eine chance geben. in deutschland funktioniert das langsam auch so halbwegs. hier in österreich hinkts meinem empfinden nach noch ein wenig.

mit fm4 ist eigentlich eine grandiose grundlage geschaffen. die helden, die sportis und die virginias zb waren hierzulande um einiges früher 'stars' als bei ihnen zuhause. es gibt also durchaus platz und auch interesse für solche acts. aus dem stand fallen mir garish und heinz ein, die rock-musik ohne marketing-optimierten-touch machen und bekannt sind. kommt einfach nichts anderes? ja, petsch moser (kenn immer noch nur 'bastard', ein versäumnis meinerseits). ja, the seesaw (die ich immer noch nicht wirklich angehört habe, sorry). man könnte jetzt sagen 'aha, der herr wegscheider stänkert gegen was, obwohl er selbst net besser ist'. jein.

ich bin halt eher im punk/rock eck beheimatet, mit tendenzen in den hardcore/rock und alternative/rock bereich - in genau dieser reihenfolge. auch da kenn ich vielleicht nur einen begrenzten bereich der heimischen szene. doch diesen bereich liebe ich, studiere ich gern, beobachte ich. kleine labels können nicht auf den internationalen erfolg einer band hoffen, deshalb schmeißt man den auch gänzlich über bord und konzentriert sich auf die musik - das beste draus machen, alles andere ergibt sich dann. so entsteht der vielleicht beste sampler, den ich besitze. so entstehen songs, die sich immer wieder in meinem gehörgang festsetzen. so bietet man bands eine plattform, um zu wachsen, sich zu entwickeln. dann kommts auch mal zu touren im ausland, manchmal gar in übersee. dann reift auch mal eine band wie 'red lights flash' zu einer qualität heran, um bei a-f records (label von anti-flag) unterzukommen.

was soll das ganze jetzt aussagen? gute frage, danke. wenn die großen labels einsehen, dass internationaler erfolg nicht alles ist, dass nationale künstler auch einfach mal genau das sind, dass ein rezept, welches seit zig jahren nicht mehr funktioniert gute chancen hat, weiterhin zu versagen - dann könnte es die chance geben, die heimische musikhörerschaft wachzurütteln. an guten bands mangelt es nicht. es mangelte amerika auch nicht an guten punk-bands anfang der neunziger, aber erst offspring und green day brachten genug aufmerksamkeit und zulauf, um ein gesundes system aufzubauen. gesund in dem sinne, dass die szene soweit wachsen konnte, um sich selbst zu erhalten. seitdem gingen blink182, sum41, good charlotte aus genau diesem pool hervor, brachten weiter aufmerksamkeit und zulauf, der wiederum die etablierten stärkt und letztlich den kleinen aufstrebenden bands aufmerksamkeit verschafft.

das kann auch in einem vegleichsweise kleinen land funktionieren. schweden hat nicht ganz neun millionen einwohner (quelle). millencolin, the hives, refused, t(i)nc, backyard babies und jetzt mando diao bilden eine kette, die dem selben prinzip wie in amerika gehorcht - kleine bands können wachsen, zu den eben genannten größen wachsen und neue bands mitziehen. oder auch etablierten bands mehr aufmerksamkeit einbringen (ohne die millencolin/satanic sufers/no fun at all/59ttp-connection wäre ich auf randy vielleicht niemals aufmerksam geworden).

man mag von 'kommerz-bands' halten was man will, sie können für den quasi oppositionellen flügel eine größere bedeutung haben, als dieser vielleicht zugeben möchte. fazit: eine punk/alternative-rock band, die sich hier wirklich durchsetzen kann, wäre eine gute sache. letztlich wäre für mich wichtig, wenn mehr leute bands wie loony brain, nevergreen, kimera oder side effect schätzen lernen. weil die bands es sich verdient haben. weil musikliebhaber davon nur profitieren werden. weil songs wie 'wir nicht' von miscellanea schnell einen evergreen-status erlangen können. wer sich jetzt davon überzeugen will, dass ich hier nicht einfach nur blöd daherrede, hat zwei möglichkeiten:

erstens kann er bei der nächsten gelegenheit das rattlesnake aufsuchen und sich dort einfach auf gut glück einen sampler eines heimischen labels zulegen (masturbation records wäre meine empfehlung).
zweitens kann er einfach am 19.3. nach hollabrunn in den alten schlachthof fahren. dort misconduct und killthe8track bewundern, und eben auch STAY-due-BEAUTY. wer die zweite option wählt, darf ruhigen gewissens dem drummer der band und mir ein bier spendieren.

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