ich war einmal
ich war einmal wirklich wortgewandt. nicht diese endlose wiederholung der immergleichen floskeln, nein, schöne konstrukte. und die transportierten auch noch gute, eigenständige ideen. die teilweise durchdacht und teilweise herrlichst aus dem bauch heraus kamen. eigentlich wollt ich bloß nachsehen, ob in den tiefen meines archivs nicht vielleicht die eine oder andere idee schlummert, die man in einen song-text verwandeln könnte. tatsächlich bewundere ich mich gerade selbst dafür, was für ein mensch ich mal war.
' [...] trotzdem, oder gerade deswegen, ist fm4 nur mehr der letzte ausweg für mich. 4 stunden warten, um einmal bad religion zu hören, ist für mich zu lang. und ich bin ignorant genug, um nicht sofort jedes dahinplätschernde lied gut zu finden, nur weils auf fm4 läuft und mich als besseren, gescheiteren menschen hinstellen könnte. 'honestly' von zwan ist schlicht weg fad. und würde, wenn nicht billy corgan singen und gitarren würd, auch auf 88.6 passen. [...]'
' [...] ich hätte auch etwas über den krieg sagen können. allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich sollte. nachdem ich auf cnn einen jingle-artigen clip sah, der schlicht als überbrückung von einem zum nächsten programmpunkt dienen sollte, indem ein paar statements über den bildschirm huschten, ein paar raketen einschlugen, bomben explodierten und menschen starben, bin ich verunsichert. ist das jetzt krieg oder ein ähnlich großes tv-ereignis wie der super-bowl? ist das ein schrecken, den wir eigentlich nicht mehr sehen wollten oder schlicht entertainment? ist das elend oder lustig? irgendwie hoffe ich, dass es zu blutigen häuserkämpfen kommt. wenn täglich 2 - 10 marines sterben wird es stetig schwieriger werden, den krieg als "sauber" darzustellen. bloß keine leichen. bloß kein blut. nur explosionen. wie im kino. [...]'
rückblickend überhaupt ein sehr interessanter kommentar. geäußert ein paar tage nach beginn des afghanistan-krieges. die 'hoffnung' hat sich erst später, im irak, erfüllt. gebracht hat es erschreckend wenig. die wiederwahl von george w bush ist da eigentlich nur das tüpfelchen auf dem i. die erzwungene demokratisierung ist eines der zwiespältigsten dinge, die von der industrialisierten welt ausgeht.
in dieser welt gibt es zwei arten der demokratie - die selbst erzwungene/erkämpfte und die durch die umstände entstandene. der umgang mit dem gut demokratie wird dadurch entscheidend geprägt. österreich war nach dem ersten weltkrieg halt irgendwie gezwungen, eine demokratische regierung einzuführen. das ende vom lied war wieder eine diktatur, an der wir alles waren nur nicht schuld. danach wollte man sich vor allem vor dem 'russen' schützen. der grundstein für die neutralität könnte nicht billiger sein - jedem war klar, im zweifelsfall würde man sich einfach auf die seite amerikas (als impersonation des kapitalismus) schlagen.
erst durch diese umstände, dieses hinnehmen der ereignisse (und der klägliche ausgang der revolution 1848, der mit seinen umständen bereits die ereignisse nicht ganz 100 jahre später ankündigte) und dem nicht-anzweifeln der führung kann die politische entwicklung der letzten 15, 20 jahre halbwegs begreifbar werden. eine generation, der die demokratie in den geschundenen schoß gefallen ist zieht eine generation heran, die den wert und sinn einer demokratie nicht versteht. die leute laufen einer partei in die arme, die einfach das blaue vom himmel verspricht (huh, wortspiel galore). als das nix wird, wendet man sich einer partei zu, die ihr wahlversprechen zwei jahre zuvor mit voller absicht gebrochen und verprügelt hat. die stimmen-stärkste oppositionelle alternative gebahrt sich genau so, wie die bevölkerung selbst: raunzen, sudern, den eigenen vorteil suchen und bloß nicht in eine selbstreflektion verfallen.
wenn ich jetzt den heranwachsenden kommunikations-wissenschaftler in mir herauskrame, und letztlich die sinnhaftigkeit dieses meines unterfangens in frage stelle, wirds wieder frustrierend und resignativ. die meisten österreicher würden 'wienerlied' und 'heimatfilm' auf die gleiche stufe stellen. allerdings findet ersteres seine wurzeln im vormärz, 1848, als wichtiges instrumentarium der revolution. zweiteres die seinigen in einer mischung aus monarchisch instruierter berichterstattung und dem von nationalsozialistischen 'größen' konstruierten ideal, wie denn das eigene land in modernen medien dargestellt werden sollte.
später wurde das ganze in gewisser weise fusioniert, und es entstand eine plattform, um zuerst das volk in einer wolke aus zufriedenheit und gemütlichkeit von der realität zu entfremden, danach um die ideen und ideale einer jugend derart zu infantilisieren, dass sie sich selbst nicht mehr ernst nimmt. die auswirkungen dieser prägung durch heimatfilme erleben nach wie vor jugendliche aus 'ländlicheren' gebieten, die sich in 'städtischen' regionen aufhalten. etwa niederösterreicher, die in wien eine schule besuchen. gleichsam jugendliche in 'ländlichen' dörfern, die ideen fernab der bisher geprägten ideale entwickeln. das instrumentarium hat sich zwar inzwischen gewandelt, die auswirkungen bleiben die gleichen. und sie sind derart fest verankert, dass selbst die betroffenen in kürzester zeit zum täter werden.
' [...] trotzdem, oder gerade deswegen, ist fm4 nur mehr der letzte ausweg für mich. 4 stunden warten, um einmal bad religion zu hören, ist für mich zu lang. und ich bin ignorant genug, um nicht sofort jedes dahinplätschernde lied gut zu finden, nur weils auf fm4 läuft und mich als besseren, gescheiteren menschen hinstellen könnte. 'honestly' von zwan ist schlicht weg fad. und würde, wenn nicht billy corgan singen und gitarren würd, auch auf 88.6 passen. [...]'
' [...] ich hätte auch etwas über den krieg sagen können. allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich sollte. nachdem ich auf cnn einen jingle-artigen clip sah, der schlicht als überbrückung von einem zum nächsten programmpunkt dienen sollte, indem ein paar statements über den bildschirm huschten, ein paar raketen einschlugen, bomben explodierten und menschen starben, bin ich verunsichert. ist das jetzt krieg oder ein ähnlich großes tv-ereignis wie der super-bowl? ist das ein schrecken, den wir eigentlich nicht mehr sehen wollten oder schlicht entertainment? ist das elend oder lustig? irgendwie hoffe ich, dass es zu blutigen häuserkämpfen kommt. wenn täglich 2 - 10 marines sterben wird es stetig schwieriger werden, den krieg als "sauber" darzustellen. bloß keine leichen. bloß kein blut. nur explosionen. wie im kino. [...]'
rückblickend überhaupt ein sehr interessanter kommentar. geäußert ein paar tage nach beginn des afghanistan-krieges. die 'hoffnung' hat sich erst später, im irak, erfüllt. gebracht hat es erschreckend wenig. die wiederwahl von george w bush ist da eigentlich nur das tüpfelchen auf dem i. die erzwungene demokratisierung ist eines der zwiespältigsten dinge, die von der industrialisierten welt ausgeht.
in dieser welt gibt es zwei arten der demokratie - die selbst erzwungene/erkämpfte und die durch die umstände entstandene. der umgang mit dem gut demokratie wird dadurch entscheidend geprägt. österreich war nach dem ersten weltkrieg halt irgendwie gezwungen, eine demokratische regierung einzuführen. das ende vom lied war wieder eine diktatur, an der wir alles waren nur nicht schuld. danach wollte man sich vor allem vor dem 'russen' schützen. der grundstein für die neutralität könnte nicht billiger sein - jedem war klar, im zweifelsfall würde man sich einfach auf die seite amerikas (als impersonation des kapitalismus) schlagen.
erst durch diese umstände, dieses hinnehmen der ereignisse (und der klägliche ausgang der revolution 1848, der mit seinen umständen bereits die ereignisse nicht ganz 100 jahre später ankündigte) und dem nicht-anzweifeln der führung kann die politische entwicklung der letzten 15, 20 jahre halbwegs begreifbar werden. eine generation, der die demokratie in den geschundenen schoß gefallen ist zieht eine generation heran, die den wert und sinn einer demokratie nicht versteht. die leute laufen einer partei in die arme, die einfach das blaue vom himmel verspricht (huh, wortspiel galore). als das nix wird, wendet man sich einer partei zu, die ihr wahlversprechen zwei jahre zuvor mit voller absicht gebrochen und verprügelt hat. die stimmen-stärkste oppositionelle alternative gebahrt sich genau so, wie die bevölkerung selbst: raunzen, sudern, den eigenen vorteil suchen und bloß nicht in eine selbstreflektion verfallen.
wenn ich jetzt den heranwachsenden kommunikations-wissenschaftler in mir herauskrame, und letztlich die sinnhaftigkeit dieses meines unterfangens in frage stelle, wirds wieder frustrierend und resignativ. die meisten österreicher würden 'wienerlied' und 'heimatfilm' auf die gleiche stufe stellen. allerdings findet ersteres seine wurzeln im vormärz, 1848, als wichtiges instrumentarium der revolution. zweiteres die seinigen in einer mischung aus monarchisch instruierter berichterstattung und dem von nationalsozialistischen 'größen' konstruierten ideal, wie denn das eigene land in modernen medien dargestellt werden sollte.
später wurde das ganze in gewisser weise fusioniert, und es entstand eine plattform, um zuerst das volk in einer wolke aus zufriedenheit und gemütlichkeit von der realität zu entfremden, danach um die ideen und ideale einer jugend derart zu infantilisieren, dass sie sich selbst nicht mehr ernst nimmt. die auswirkungen dieser prägung durch heimatfilme erleben nach wie vor jugendliche aus 'ländlicheren' gebieten, die sich in 'städtischen' regionen aufhalten. etwa niederösterreicher, die in wien eine schule besuchen. gleichsam jugendliche in 'ländlichen' dörfern, die ideen fernab der bisher geprägten ideale entwickeln. das instrumentarium hat sich zwar inzwischen gewandelt, die auswirkungen bleiben die gleichen. und sie sind derart fest verankert, dass selbst die betroffenen in kürzester zeit zum täter werden.
wohlstandskind - 2005/03/30 23:10