Samstag, 6. August 2005

the long gone age of ingenouseness

früher war ja alles viel einfacher. ein wechsel von austria zu rapid oder umgekehrt war undenkbar, die bösen waren eindeutig identifizierbar, wahlen waren klare angelegenheiten und punk war einfach super. ein fatwreck-sampler war ein erlebnis und ein muss - was es da alles zu entdecken gab! strung out, eine eher mäßige fat-hardcore combo die zum kauf von 2 alben motivierte. bracket, die zwischen einer typischen fat-platte und einem mäßigen drittwerk tatsächlich ein juwel fabrizierten. frenzal rhomb, die aufgrund der australischen heimat ja musikalisch sowas von ungewöhnlich waren. für einen fatwreck chords jünger.

jetzt ist alles viel komplizierter. austrianer oder rapidler gibts nur noch auf dem papier. böse sind alle, je nachdem welchen standpunkt man gerade vertreten will. wahlen sind spannend, der preis dafür ist nicht unbedingt ein angenehmer. und punk hat etliches von seiner unbeschwertheit verloren. brackets 'novelty forever' darf immerhin immer wieder mal einen umlauf wagen. 'strung out' hat mir vor allem deswegen eine jacke verkauft, weil ich grade eine brauchte. frenzal rhomb hat schon mit dem nachfolger zum wenigstens immer noch hörbaren erstling enttäuscht.

warum ich von screeching weasel sogar 2 alben habe, versteh ich ja bis heute nicht. bei hi-standard weiß ich es zumindest. allerdings berauschen die 2 guten songs pro scheibe auch nicht mehr wirklich. no use for a name spielen ende august in der arena, was eher ein argument pro zu hause bleiben ist. lagwagon, sozusagen die erstgeborenen des fat-sounds, kämpfen seit 'double plaidinum' darum, sich doch von diesem stigmata zu lösen. von 'blaze' hab ich mir sicher 2 songs angehört, aber ich könnte nicht behaupten, mich daran zu erinnern. epitaph, der zweite große player von damals, lebt wohl vor allem aus zwei gründen: den heimkehrern bad religion und dem deal mit burning heart records.

bhr ist wohl auch das stichwort wenn es darum geht, herauszufinden was schief gelaufen ist. fat und epitaph hatten ihre glanzzeit im punk-wahnsinn der neunziger. offspring als sprößling der gurewitz'schen labelunternehmung, green day als zugreiste propheten der fat-philosophie. beide bands waren kein zufall, genausowenig wie die zu dieser zeit bereits 'großen' oder stark aufstrebenden bands - nofx, pennywise, lagwagon, etc. und was geschah danach?

neues publikum wurde erreicht, eine durchaus positive entwicklung. die szene gestaltete sich stark von amerika definiert. amerika wiederum wurde stark von fat und epitaph geprägt. dort dominierte entweder ein einheits-sound oder das vertrauen auf alte gewohnheiten und keine linie. in folge war man schon begeistert, wenn eine band aus australien (die auch dort aufnahm und nicht vom fat'schen oberguru ryan greene produziert wurde) eben nicht so klang wie alles andere. es ist nicht unwahrscheinlich, dass diese homogenität zur stark zunehmenden engstirnigkeit und ignoranz der szene führten. ein trend, den schon die dead kennedys anno 86 mit 'chickenshit comformist' ausmachten.

fast forward ins hier und jetzt. wer ist heute neu im club der punkigen chartbreaker, ein brauchbares barometer für die entwicklung? blink182 etablierten sich als green day nachfolger, suchten langsam einen neuen weg, und haben sich jetzt aufgelöst. good charlotte kamen groß raus mit einem 'ha ha'-protestlied gegen die bösen berühmten und murkeln jetzt im mainstream herum. simple plan sind das beispiel für stark auf chart-erfolg getrimmten punk, das mir gerade einfällt. green day sind wieder dick im geschäft und hoch geachtet - trotz mehrjähriger etickierung mit dem label 'sellout'. die starke politisierung der letzten jahre hätte eigentlich dafür sorgen müssen, dass sich wieder ein kritischeres und überlegteres handeln durchsetzt. nun, die realität sieht anders aus.

anit-flag konnten sich zurecht als maßstab für punkbands mit politischer aussage etablieren. nichts desto trotz sahen sie sich genötigt im zuge ihres wechsels zu einem major-label gleich drei statements zu veröffentlichen. die vehementen 'sell out'-attacken verlangten es von einer band, die sich weniger der befriedigung des punk-gewissens und mehr der änderung verschrieben hatte. die vandals durften letztes jahr nicht in der arena spielen. ihr besuch der us-truppen in afghanistan (oder irak, zu faul zum nachsehen) wurde dort als untragbar angesehen. dass die vandals niemals einen politischen standpunkt vertraten, war egal. dass sie dazu durch briefe angespornt wurden, die sie von soldaten erhielten die sich eine zweistündige mentale flucht aus der hölle wünschten, war egal. dass die hardcore-helden, die eine woche später die große halle in erdberg bespielen durften selbiges getan haben, war egal. man zog es vor, sich auf eine 'your either with them or us'-mentalität zu berufen.

verwundert es in diesem zusammenhang, dass claus von chefdenker/casanovas schwule seite/knochenfabrik in einem interview anmerkt 'Ich kenne keine so genannte Subkultur, deren Musik und Text in der Grundstruktur so stereotyp ist wie Punk' (quelle)? nicht wirklich. aber, war das nicht schon immer so? und sollte das nicht auch so sein? ähm, nein. ich sollte wohl nicht auch noch anfangen, alle gegenbeispiele zu erläutern. es ist schon ein wunder, wenn jemand bis hierher gekommen ist. kurz: die schwedische szene zeigt, dass auch eine konzentrierung der bands auf engerem raum (wie in sweet sweet california) diversifizierung erlaubt. bands wie wizo, anti-flag, propaghandi oder randy beweisen, dass es auch anders geht (und ausgrenzung am ehesten hinderlich ist). die beatsteaks, the hives und the wohlstandskinder haben sich ein größeres publikum erspielt, den eigenen horizont erweitert und sind trotzdem dem eigentlichen gedanken treu geblieben.

man kann das ganze natürlich anders angehen - wird man einfach zu alt für punk? gestaltet sich punk gar sehr stark zeitgeistig? bewahrheitet sich das growing pains-zitat von 'bye for now' (lagwagon, trashed) letztlich gar doch? nicht ganz, aber irgendwie auch schon. die ideale und die einstellung des punks sind etwas, das nicht schaden kann. die glorifizierung und indoktrinierung des selbigen hat ganz einfach die selben auswirkungen wie jede andere gehirnwäsche - verblödung. wer die 'niemand trifft für mich entscheidungen'-einstellung vertritt, sollte sich nicht durch das label einer band abschrecken lassen. für wen musik alles ist, kann doch nicht ernsthaft alles verteufeln, was sich außerhalb seines bekannten kosmos befindet.

aber was ich eigentlich sagen wollte: in meiner cd-sammlung befinden sich erschreckend viele cds, die ich seit jahren nicht mehr gehört habe...

fiaker - nazis auf vier hufen

wieder einmal salon helga gehört. dem fiaker-urteil kann ich mich durchaus anschließen, auch wenn herr grissemann im telefonat mit einem fiaker-unternehmen doch den schwanz eingezogen hat. die eisnazis mit den angeblich viel zu vielen eissorten stören mich weniger (auch weil vanille nicht mehr wie vanille schmeckt, oder aber inzwischen schon nach vanille und nicht nach chemie schmeckt, wie soll man das denn beurteilen können). naschmarkt-nazis wiederum ist so angenehm zynisch, dass man sich damit anfreunden kann.

was auch spaß macht - musik wieder konzentriert hören, im gegensatz zu auto- oder öffis-begleitung. dazu passend: cds ordnen, damit man zur abwechslung auch das findet, was man so verzweifelt braucht, um den tag gut zu starten. stufe 1: nach alphabet mit gleichzeitigem zur seite legen der sampler (die bitteschön immer am schluß platziert werden, vor den soundtracks). stufe 2: endlich die letzten cds finden und ihrem entsprechenden platz zuweisen. stufe 3: nach band sortieren, wenn der beschäftigungsfaktor grad im keller ist (um einen guten wein zu holen etwa, oder auch um zu weinen) bietet sich noch an, das veröffentlichungsdatum zu berücksichtigen.

aber was macht am abend spaß? für heute bieten sich zwei optionen an. indoor-sommerkino im augarten, 'die reise des jungen che', als nummer 1, eine flasche wahrscheinlich mäßig guter weißwein, durch tiroler alm erträglicher gemacht, als nummer 2.

also, liebes wohlstandskind, jetzt musst du dich entscheiden!

hm. ich glaub, ich nehm tor nummer 3.

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