Sonntag, 4. Dezember 2005

pimp up your life

was macht eine familie, die ein schickes einfamilienhaus besitzt, einen bmw, einen pool und anscheinend keine probleme? sie lässt sich von rtl in die sendung 'haltet den dieb!' einspannen.

ein professioneller einbrecher (wahrscheinlich ehemaliger) bricht ein und raubt sie aus. das ganze wird mit kameras gefilmt, damit sich die familie dann in einem selten absurden anfall von realitätsverweigerung in ein persönliches drama stürzen kann. was, so einfach kann man da einbrechen? oh gott, der hat ja die wohnung verwüstet. huch, den pc von der kleinen hat er auch mitgenommen! die bestürzung (über einen geplanten, gemeldeten einbruch) verkauft das ganze wohl als reality doku. dann trifft man noch den bösen einbrecher, und stellt ihm (mit ernst gemeinter angewiderter miene) fragen. am schluss kommentiert die dame des hauses das ganze verächtlich mit 'na dann hat sich das wohl für sie gelohnt'.

dann darf ein sicherheitsteam ran (geleitet von einem, genau, ehemaligen einbrecher) und macht das ganze einbruchs-sicher. natürlich scheitert der andere geheurte einbrecher, und alles is wieder ur super und leiwand. ha, das hast du davon, du ekelhaftes, niederes subjekt!

eigentlich ist die sendung halbwegs interessant, wenn man einen schritt zurück tritt. da ist zum einen das portrait einer gehobenen mittelschicht familie (denke mal, so nennt man das), die keine sorgen kennt und deshalb diesen kick von angreifbarkeit, schutzlosigkeit und gefahr braucht. sorgen wie 'hab ich morgen noch einen job?', 'wie bekomm ich morgen was zu essen?', oder auch weniger existenzielle wie 'steht das wirtschaftssystem der welt eigentlich so ca 50 jahre vorm endgültigen kollaps?' oder 'wie weit sind wir eigentlich wirklich noch von den übelsten utopien entfernt, die das ganze 20te jahrhundert über formuliert wurden?' sind so unbekannt wie unvorstellbar, dass man sich halt diesen luxus leistet.

zum anderen ist das natürlich ein wunderbares beispiel, wie redaktionelle werbung zu funktionieren hat. man nimmt einen menschen oder eine gruppe, die am besten so scheint, als ob sie keine sorgen hat. und schon gar nicht jene, auf die man abzielt. dann setzt man sie einer gefahr aus, und schürt im gleichen moment natürlich die angst der zuseher ('oh gott, das könnte mir auch passieren!'). da entsteht natürlich eine plötzliche sehnsucht nach einer lösung, nach hilfe, nach schutz. aber keine angst! das produkt wird postwendend präsentiert, die sinnhaftigkeit und zuverlässigkeit im handumdrehen bewiesen. ein sehr offensichtliches beispiel eigentlich, aber ein guter einstieg um sendungen wie sterntv oder focustv kritischer zu beobachten.

und jetzt sollte man mal vox einschalten, denn 'pleasantville' sollte man schon zumindest einmal gesehen haben (jedenfalls besser als james bond. ganz ehrlich. ich mein, madonna in einem film? ja genau...)

2ter advent, eine duftkerze brennt

ich hab versucht, die meisten texte für die weihnachts-/rückblicks-geschichten im voraus zu schreiben. sprich, ich hab ein paar a4-seiten voll davon auf der festplatte liegen. und gestern trotzdem nicht wirklich zeit dafür gefunden. angefangen vom möbelschleppen (von dem mir selbstverständlich die arme etwas weh tun, weil nichts gewohnt), über probe bis hin zum ster/grissemann-auftritt.

zur inspiration für die ganzen geschichten hab ich alle in frage kommenden songs in eine playlist geschmissen und im dauerlauf rotieren lassen. im dadurch unvermeidlichen wahn schwingt da jetzt viel zu viel pathos, sentimentalität und irgendwie seltsam wirkende besinnlichkeit mit. ergo, ich bin versucht den großteil wieder zu verwerfen. beim heute ausgewählten (tocotronic - dieses jahr) war ich allerdings sogar prophetisch unterwegs. so um 13 uhr herum hab ich eine duftkerze entzündet, eine kanne winterzauber-tee ziehen lassen und mich samt decke auf der couch platziert. das erwartet skispringen hab ich im ersten durchgang teilweise mitbekommen, im zweiten komplett verschlafen. nur das gebäck fehlt noch, dafür hat der herr swider wieder mal alle anderen österreicher hinter sich gelassen. auch was schönes.

das türchen zum 4.12.2005

song: dieses jahr
von: tocotronic


'manchmal wünschte ich, dieser quatsch wär schon vorbei'. in einer gleichgültigkeit vorgetragen, die keine wut, keine verzweiflung und keinen schmerz vermittelt. 'und es kommt mir so vor, als wenn dieses jahr länger als 12 monate war'. der text erscheint so beläufig, als ob es sich einfach um einen flüchtigen gedanken handeln würde, der irgendwann gen ende des jahres unerwartet auftaucht. und sich entschließt, etwas länger zu bleiben. 'draußen vor dem fenster liegt schon wieder schnee' murmelt dirk von lowtzow dahin, während sich vor dem inneren auge die beschriebene szenerie ausbreitet. ja, was jetzt? am besten, man setzt sich erstmal hin und trinkt eine gute tasse tee. vielleicht garniert mit weihnachtsbäckerei. die duftkerze könnte man auch mal anzünden. und die kuschelig-warme decke sollte man auch nicht so einsam verkümmern lassen.

der jahresrückblick zum 4.12.2005 von frau chrismuh

nachtrag: jahresrückblick zum 3.12.2005

song: cosmopolite
von: slut

slut waren immer so ein thema. live beim ersten frequency, damals noch in der arena, waren sie – mühsam. immerhin hatten sie dank nur leichtem nieseln noch publikum (stereo total spielte vor ein paar hartgesottenen, während der rest in der großen halle schutz vorm sintflut-artigen regen suchte). aber der funke mochte nicht überspringen. als eine feine weihnachtsfeier bei der schwester auch dadurch geprägt wurde, dass mein bruder und ich begeistert gotv schauten, fiel mir zuerst ‚easy to love’, dann ‚time is not a remedy’ auf.

das dazugehörige album ‚nothing will go wrong’ hab ich fortan begeistert auf und ab gehört. ‚all we need is silence’, der letztes jahr veröffentlichte nachfolger, war zwar schnell besorgt – aber wirklich beschäftigt hab ich mich damit nicht. irgendwie gab es immer irgendetwas, dass mir interessanter erschien. bis zufällig mal ‚cosmopolite’ im auto aus den boxen kam. klassischer kopfnicker-beat. eine verspielte gitarre. ein guter refrain. überhaupt, ein lied über den besserwissenden, alles erlebt habenden und überall gewesenen menschen - eine spannend ruhig vorgetragene kriegserklärung. mit einem outro, dass beim ersten mal hören erschreckt und später einfach nur mehr staunen fabriziert. 'this is no holiday baby’. war heuer für einige zeit mein lieblings-song.

das dritte türchen von frau chrismuh

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