Freitag, 21. April 2006

dresden dolls - yes, virginia

'no second thoughts the knife is nearing, you'll never hear the little pitter patter pitter patter of this little feat of engineering / of course i love you and of course it's what's inside that matters, but i think the whole charade is ending / it seems to me to be the only way to keep from getting caught up in a long life of regretting'

pantera betitelten eines ihrer alben 'vulgar display of power' - eine einfache botschaft, klar und direkt. einfach als attribut kommt einem beim aufmerksamen hören des openers 'sex changes' des neuen albums der dresden dolls nicht in den sinn. klar und direkt? ersteres nicht zwingend, zweiteres sehr bald. display of power? auf jeden fall. aber genug von einer analogie, die hoffentlich auch nur mir einfallen kann, ob ihrer heranzerrung an den haaren.

wie ein interessantes spiel auf dem klavier gepaart mit durchdachter arbeit am schlagzeug wirken kann, wird ohne umschweife vorgeführt. dazu kommt eine stimme, die mühelos zwischen aufbrausend, auf den takt akzentuiert, zurückhaltend und beinahe lieblich ihre zeilen vorträgt. diese zeilen komplementieren die ohnehin schon intensive stimmung noch um eine schicht, die einem mit eleganz alles abverlangt, was man gerade an aufmerksamkeit zur verfügung hat.

auch wenn als zweiter track mit 'backstabber' ein vergleichsweise einfach zugängliches lied folgt - das potenzial zur polarisierung offenbart sich dem zuhörer sehr schnell. es ist zu bezweifeln, ob zwischen bewunderung und abneigung viel platz bleibt, um die dresden dolls einzuordnen. musikalisch kann man dem einwand von visions oberflächlich schnell recht geben - 'unfertig wirkende und stellenweise konzeptlos vorgetragene songs'. dem muss entgegengestellt werden, dass die dramaturgie der texte oft genug konzept aufweisen, um dieses der musik zu diktieren. ein solches unterfangen muss nicht automatisch zum scheitern verurteilt sein - 'frances the mute' von mars volta ist auch mit text oft nicht zu folgen. während letztere eine geschichte über das ganze album verteilen, findet sich bei den dresden dolls in jedem song eine neue (damit hat sich der vergleich - keine musikalischen paralellen ziehen, da liegen doch welten dazwischen). was bleibt sind songs die stimmungen aufbauen, emotionen wecken und unterhalten können.

textlich bewegt sich amanda palmer zwischen poesie und prosa. liebe/sexualität ist, wenn nicht gerade beherrschendes thema, gern mittel zum ausdruck. und sie erheben keinen anspruch, angenehm zu sein. so heißt es etwa in der ballade 'delilah': 'you're an unrescuable schizo or else you're on the rag / cause if you take him back i'm gonna lose my nerve / he's gonna beat you like a pillow / you schizos never learn / and if you take him home you'll get what you deserve'. genauso nah an der realität bleibt 'first orgasm' - 'i am too busy to have friends, a lover would just complicate my plans / so i will never look for love again, i'm taking matters into my own hands / i think i could last at least a week without someone to hold me / i think i could last at least a week without someone to hold me /won't you hold me?'.

kurz zusammengefasst: musikalisch interessant ist 'yes, virginia' allemal. nein, es ist kein fulminant durchkomponiertes werk wie man es von muse gewohnt wäre. nein, es hat nichts mit dem lockeren pop mit klavier zu tun, den man von keane kennt. weitere vergleiche wären genauso sinnlos. bleiben wir dabei, dass es fesseln kann. wer sich auf die texte einlässt, wird nochmals belohnt. ein reinhören (etwa hier) ist auf keinen fall verkehrt.

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