Montag, 24. April 2006

interessanter punkt

bei der heutigen diskussion über 'darstellung von frauen in werbung' kam ein argument, das mir so noch nicht eingefallen wäre. konkret ging es gerade um den vorbildcharakter, den die darstellung von frauen in der werbung entwickeln. angenehmerweise gab es wenig bis gar kein stur-dumpfes model-bashing. und genau an dieser stelle wurde mir entgegnet, dass ich doch nicht glaube, nur weil eine frau das in der werbung transportiere schönheitsideal auf einem plakat sehe, sofort so aussehen wolle. damit redziere sich die frau ja auch nur wieder auf eine opferrolle, da sie ja keine chance hätte. ich war baff genug, um mich auf das schwache argument zu stützen, individuell ist das keine feste regel, gesamtgesellschaftlich jedoch relevant - schwach, weil die gesamte gesellschaft so ziemlich alles und nichts macht. zb kann die mehrheit antirassistisch sein und trotzdem einen trend hin zum rassismus aufweisen (locker argumentierbar).

die besten antworten fallen mir zu oft im nachhinein ein. natürlich wird eine frau ihr selbstbewusstsein, schönheitsideal und die zufriedenheit mit sich selbst nicht stante pede umkehren, sobald sie werbung betrachtet. bedenkt man eine der grundlagen der soziologie - die unterschiedlichen sozialisations-stadien - so wird dieses bewusstsein vor allem in der jugend (je früher desto stärker) geprägt. in einer zeit, in der vorbilder (welcher art auch immer) von großer bedeutung sind. im späteren verlauf ist die wirkung zwar schwächer (also keine schnelle veränderung der eigenen ansicht von schönheit), jedoch auf lange zeit durchaus noch spürbar.

die werbung ist natürlich kein vom rest der (medien-)welt abgeschnittenes medium. trends im fernsehen und im printsektor wird sie aufgreifen und entsprechend verwerten, und vice versa. sprich, sie ist niemals alleiniger transporteur von idealen. die einflüsse, denen menschen ausgesetzt sind, sind dementsprechend vielfältig und nicht klar trennbar. der gröbste unterschied ist, dass bei werbung (aufgrund ihres naturells) keine selektion stattfinden kann, wie sie bei fernsehprogrammen die man nicht ansieht und publikationen die man nicht liest vorhanden ist. was ja die gesonderte diskussion über werbung erst sinnvoll macht.

also. nein, die werbung wird nicht zu einer sofortigen änderung der einstellung des betrachters führen - eine solche medienwirkung wurde ja auch schon ausreichend wiederlegt. sie wird jedoch tendenzen unterstützen oder eventuell auch überhaupt erst erschaffen. natürlich nicht allein. natürlich nicht sofort. aber wenn ich der werbung nicht sämtliche wirkung absprechen will (womit sie gänzlich an sinn verlieren würde), darf eine langzeitwirkung nicht ausgeschlossen werden. und genau auf dieser basiert meine kritik. eine opferrolle nimmt meiner meinung nach in gewisser weise jeder ein, der durch werbung unbewusst beeinflusst wird. aber insgesamt glaube ich, dass wir unsere standpunkte eh recht gut verstanden haben :-)

wer tatsächlich alles gelesen hat, dem sei gedankt, dass er mir beim ordnen meiner gedanken zugesehen hat.

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