protestsongcontest 06 - eine betrachtung zwischen zynismus und phlegmatischen anwandlungen
ist es stilvoll, dass ich den psc bis jetzt mit protestierender verweigerung bestraft habe? wow, was für eine witzige und geistreiche einleitung, oder? heuer wurde mir allerdings die frage 'magst auch mitkommen' gestellt und ich hab kurzerhand ja gesagt. protest gegen das bisherige protestieren, oder auch 'das kann recht witzig werden'. also stieß ich gestern mit etwas verspätung zur gruppierung chrisy, jo, joey und niki (die sich als initiatorin dieses besuchs rühmen darf).
erstmal ist der rabenhof schön verbaut und die besucher schön unorganisiert, was den securities dem vernehmen nach aber egal war. die riesige traube vorm eingang, bedingt durch den stau an der garderobe (geschätzte 5 meter gegenüber des eingangs positioniert) konnte man mit geschick in unter 2 minuten meistern. dann etwas unsicher herumtappsen und doch irgendwie zur bühne gelangen. und dann gehts schon los. 30 minuten später und nach der aufforderung zum aufstehen, damit der rest auch rein kann. naja.
erste band: seelenwärmer mit 'globalisierungskinder'. musikalisch irgendwo zwischen funk und punk, stimmlich ein nettes grollen und dezentes gerotze, auch textlich kann die verwandtschaft im punk-umfeld wohl nicht ganz abgestritten werden. netter auftritt, aufgrund der eben erwähnten affinitäten der band mir sympathisch, weil irgendwie auch bekannt. nicht überragend, aber durchaus oke.
band zwei: peter kastner und big anton mit 'klo aufm gang'. die namensgebende zeile im refrain nervt mich inzwischen auf hohem niveau, weil sie mir dauernd durch den kopf schwirrt. die idee ist recht nett, die musik ja oke. die begeisterung über ein angezerrtes gitarrensolo mit leichtem hall und eventuell chorus-effekt (man denke einfach an guten alten stadionrock) über die zweite akkustik-gitarre versteh ich allerdings immer noch nicht.
nummer drei: die phoneten mit 'amerika'. der text naja, nicht wahnsinnig überzeugend (auch wenn die wendung am schluss doch noch ein lächeln fabrizieren konnte). erinnerte mit den aufzählungen auch an den gleichnamigen terrorgruppe-song. der auftritt war irgendwo zwischen selbstverliebt und sehr mit sich selbst beschäftigt. dass sie letztlich doch noch punkte bekamen war oke, wäre es anders gewesen - ich hätte mich auch nicht geärgert.
als vierte: aurelie maronif mit 'subversiv'. drei damen, uniform mit roten shirts, seltsamer choreografie (hüftschwingend und armwedelnd) und französischem akzent (inklusive entsprechend verdrehter satzstellung). barbara rett meinte, diesen witz durchaus zu verstehen. ich hab ihn vor gut 10 jahren auch verstanden, als ich zum ersten mal stereo total mit frau cactus gehört habe. und natürlich kommt bei den worten 'protest song contest' auch ein wenig der frühere punkrock-fundi durch. trotzdem, was an diesem ding von song so toll war, ich weiß es nicht. 'wer sagt, das protest nicht auch sinnlich sein kann?' meinte eine andere jurorin. wer sagt, dass das sinnlich war, zieht man den platten gag-faktor und die engen shirts ab?
kurz vor halbzeit, aka die fünf: remasuri mit 'the austrian way of singing the blues'. wirt und stammkundschaft des gleichnamigen beisels vermischen blues und wienerlied (bitte keine belehrungen, dass da eventuell gar nicht soviel vermischt werden muss). textlich fand ichs eigentlich gut, zumindest ein paar sehr nette ideen. über die musik kann man wohl streiten. die jury beschäftigte sich stattdessen entweder mit belehrungen (hallo herr gewerkschafter, ihre profession war fast nicht zu bemerken) oder reflex-artigen abwehrreaktionen. ich bin beinahe verleitet die worte 'reaktionär' und 'konservativ' salomonisch lächelnd zu verwenden, aber ich verkneif es mir doch, um mir noch weiter drüberstehend vorzukommen.
die sechs nannte sich ganshaut, das lied 'seemann'. die musik bekannt (näher benennen kann ichs jetzt allerdings nicht), der text war schön überlegt und nach der erläuterung 'wir protestieren gegen die festung europa' musste ich an die asian dub foundation denken. das bühnenbild war angenehm amüsant und sich selbst nicht ernstnehmend.
die sieben. hörspielcrew feat. garish mit 'vermögn'. garish, oje. trotz (oder weil) bekanntheit zumindest bei mir nicht unbedingt mit vorschusslorbeeren gesegnet. wirkt zwar im ersten moment etwas rührseelig und schmalzig, insgesamt aber ein sehr guter song. vor allem die zeilen im refrain zeigen, dass da jemand am werk ist, der sich damit schon etwas länger beschäftigt. sollte es sich ergeben, werd ich v.a. der hörspielcrew mal mehr gehör schenken.
d'acht: d'vision mit 'nackert aufm schwedenplatz'. thematisiert die videoüberwachung genau dort. der auftritt sah etwas nach familienausflug aus, der auftritt der nackerten war auch nicht soo überraschend, und der song selbst hat mich auch nicht wirklich mitgerissen.
novanta: jörg zemmler mit 'wir sind die kleinen'. den protest ein wenig versteckt, der auftritt skurril und erheiternd. herr blumenau entdeckte die entdeckung der sonic-youth-wurzeln von jörg zemmler, mich erinnerte das sound-arrangement etwas an frühe blumfeld (irgendwas von der ich-maschine). konnte begeistern, was eventuell auch ohne lange-unterhosen-ästhetik funktioniert hätte.
am schluss kommt die zehn: börn mit 'bleib du mit dir'. ein lied über h.c. strache, das kann leicht in platte oberflächlichkeit abdriften. anfangs schien es auch fast so, letztlich wars doch gut. nachdem ich auf fm4.orf.at ein paar soundschnippsel der öfters erwähnten eingesandten aufnahmen gehört habe, muss ich auch sagen: rein mit akkustik-gitarre klingt der song sogar um einiges besser. eine meinung, die von der jury auch nicht unbedingt geteilt wurde (außer vom herrn blumenau - der hat sich die cds erst gar nicht angehört, was ich durchaus sympathisch fand).
gewonnen hat, ganz knapp, jörg zemmler vor aurelie maronif. nachdem diese entscheidung rein durch die jury-wertung zustande kam, bietet mir das auch gelgenheit, über genau diese jurorInnen ein paar worte zu verlieren. blumenau war blumenau. frau rett war wohl frau rett und insgesamt nicht sehr spannend. doris knecht und electric indigo konnten recht schnell nerven, allerdings disqualifiziere ich mich wahrscheinlich für so ein urteil schon im vorhinein - beide namen hab ich vorher ca. einmal gehört. binder-krieglstein war mit seinem kommentar zu 'klo am gang' einmal recht unterhaltsam. herr skrepek schließlich, der alte gewerkschafter, nervte mit weisen belehrungen und konnte doch noch positive emotionen abstauben, als er aurelie maronif nicht einmal einen punkt gab. stermann als host war gut und unterhaltsam, nebenbei.
ach ja, rainer von vielen. durfte die pause zwischen bands und entscheidung überbrücken und überzeugen. ein sehr interessantes organ, gute stimmbeherrschung, sorgt für stimmung und reißt mit. kann man sich bei gelegenheit auch mal zu gemüte führen.
ich hatte eigentlich keine konkreten erwartungen an den abend, insofern gab es nichts, was enttäuscht hätte werden können. es war meistens unterhaltsam, ein erneuter besuch wird sich mir aber nicht ohne wenn und aber aufdrängen, denke ich. allerdings wüsste ich dann zumindest, dass man sich speis und trank getrost selbst mitnehmen kann...
erstmal ist der rabenhof schön verbaut und die besucher schön unorganisiert, was den securities dem vernehmen nach aber egal war. die riesige traube vorm eingang, bedingt durch den stau an der garderobe (geschätzte 5 meter gegenüber des eingangs positioniert) konnte man mit geschick in unter 2 minuten meistern. dann etwas unsicher herumtappsen und doch irgendwie zur bühne gelangen. und dann gehts schon los. 30 minuten später und nach der aufforderung zum aufstehen, damit der rest auch rein kann. naja.
erste band: seelenwärmer mit 'globalisierungskinder'. musikalisch irgendwo zwischen funk und punk, stimmlich ein nettes grollen und dezentes gerotze, auch textlich kann die verwandtschaft im punk-umfeld wohl nicht ganz abgestritten werden. netter auftritt, aufgrund der eben erwähnten affinitäten der band mir sympathisch, weil irgendwie auch bekannt. nicht überragend, aber durchaus oke.
band zwei: peter kastner und big anton mit 'klo aufm gang'. die namensgebende zeile im refrain nervt mich inzwischen auf hohem niveau, weil sie mir dauernd durch den kopf schwirrt. die idee ist recht nett, die musik ja oke. die begeisterung über ein angezerrtes gitarrensolo mit leichtem hall und eventuell chorus-effekt (man denke einfach an guten alten stadionrock) über die zweite akkustik-gitarre versteh ich allerdings immer noch nicht.
nummer drei: die phoneten mit 'amerika'. der text naja, nicht wahnsinnig überzeugend (auch wenn die wendung am schluss doch noch ein lächeln fabrizieren konnte). erinnerte mit den aufzählungen auch an den gleichnamigen terrorgruppe-song. der auftritt war irgendwo zwischen selbstverliebt und sehr mit sich selbst beschäftigt. dass sie letztlich doch noch punkte bekamen war oke, wäre es anders gewesen - ich hätte mich auch nicht geärgert.
als vierte: aurelie maronif mit 'subversiv'. drei damen, uniform mit roten shirts, seltsamer choreografie (hüftschwingend und armwedelnd) und französischem akzent (inklusive entsprechend verdrehter satzstellung). barbara rett meinte, diesen witz durchaus zu verstehen. ich hab ihn vor gut 10 jahren auch verstanden, als ich zum ersten mal stereo total mit frau cactus gehört habe. und natürlich kommt bei den worten 'protest song contest' auch ein wenig der frühere punkrock-fundi durch. trotzdem, was an diesem ding von song so toll war, ich weiß es nicht. 'wer sagt, das protest nicht auch sinnlich sein kann?' meinte eine andere jurorin. wer sagt, dass das sinnlich war, zieht man den platten gag-faktor und die engen shirts ab?
kurz vor halbzeit, aka die fünf: remasuri mit 'the austrian way of singing the blues'. wirt und stammkundschaft des gleichnamigen beisels vermischen blues und wienerlied (bitte keine belehrungen, dass da eventuell gar nicht soviel vermischt werden muss). textlich fand ichs eigentlich gut, zumindest ein paar sehr nette ideen. über die musik kann man wohl streiten. die jury beschäftigte sich stattdessen entweder mit belehrungen (hallo herr gewerkschafter, ihre profession war fast nicht zu bemerken) oder reflex-artigen abwehrreaktionen. ich bin beinahe verleitet die worte 'reaktionär' und 'konservativ' salomonisch lächelnd zu verwenden, aber ich verkneif es mir doch, um mir noch weiter drüberstehend vorzukommen.
die sechs nannte sich ganshaut, das lied 'seemann'. die musik bekannt (näher benennen kann ichs jetzt allerdings nicht), der text war schön überlegt und nach der erläuterung 'wir protestieren gegen die festung europa' musste ich an die asian dub foundation denken. das bühnenbild war angenehm amüsant und sich selbst nicht ernstnehmend.
die sieben. hörspielcrew feat. garish mit 'vermögn'. garish, oje. trotz (oder weil) bekanntheit zumindest bei mir nicht unbedingt mit vorschusslorbeeren gesegnet. wirkt zwar im ersten moment etwas rührseelig und schmalzig, insgesamt aber ein sehr guter song. vor allem die zeilen im refrain zeigen, dass da jemand am werk ist, der sich damit schon etwas länger beschäftigt. sollte es sich ergeben, werd ich v.a. der hörspielcrew mal mehr gehör schenken.
d'acht: d'vision mit 'nackert aufm schwedenplatz'. thematisiert die videoüberwachung genau dort. der auftritt sah etwas nach familienausflug aus, der auftritt der nackerten war auch nicht soo überraschend, und der song selbst hat mich auch nicht wirklich mitgerissen.
novanta: jörg zemmler mit 'wir sind die kleinen'. den protest ein wenig versteckt, der auftritt skurril und erheiternd. herr blumenau entdeckte die entdeckung der sonic-youth-wurzeln von jörg zemmler, mich erinnerte das sound-arrangement etwas an frühe blumfeld (irgendwas von der ich-maschine). konnte begeistern, was eventuell auch ohne lange-unterhosen-ästhetik funktioniert hätte.
am schluss kommt die zehn: börn mit 'bleib du mit dir'. ein lied über h.c. strache, das kann leicht in platte oberflächlichkeit abdriften. anfangs schien es auch fast so, letztlich wars doch gut. nachdem ich auf fm4.orf.at ein paar soundschnippsel der öfters erwähnten eingesandten aufnahmen gehört habe, muss ich auch sagen: rein mit akkustik-gitarre klingt der song sogar um einiges besser. eine meinung, die von der jury auch nicht unbedingt geteilt wurde (außer vom herrn blumenau - der hat sich die cds erst gar nicht angehört, was ich durchaus sympathisch fand).
gewonnen hat, ganz knapp, jörg zemmler vor aurelie maronif. nachdem diese entscheidung rein durch die jury-wertung zustande kam, bietet mir das auch gelgenheit, über genau diese jurorInnen ein paar worte zu verlieren. blumenau war blumenau. frau rett war wohl frau rett und insgesamt nicht sehr spannend. doris knecht und electric indigo konnten recht schnell nerven, allerdings disqualifiziere ich mich wahrscheinlich für so ein urteil schon im vorhinein - beide namen hab ich vorher ca. einmal gehört. binder-krieglstein war mit seinem kommentar zu 'klo am gang' einmal recht unterhaltsam. herr skrepek schließlich, der alte gewerkschafter, nervte mit weisen belehrungen und konnte doch noch positive emotionen abstauben, als er aurelie maronif nicht einmal einen punkt gab. stermann als host war gut und unterhaltsam, nebenbei.
ach ja, rainer von vielen. durfte die pause zwischen bands und entscheidung überbrücken und überzeugen. ein sehr interessantes organ, gute stimmbeherrschung, sorgt für stimmung und reißt mit. kann man sich bei gelegenheit auch mal zu gemüte führen.
ich hatte eigentlich keine konkreten erwartungen an den abend, insofern gab es nichts, was enttäuscht hätte werden können. es war meistens unterhaltsam, ein erneuter besuch wird sich mir aber nicht ohne wenn und aber aufdrängen, denke ich. allerdings wüsste ich dann zumindest, dass man sich speis und trank getrost selbst mitnehmen kann...
wohlstandskind - 2006/02/13 15:44
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