gedanken zum thema musik

ich bin müde. aber wenn schon mal die sonne scheint, steht man gerne 9 uhr morgens auf. ich bin müde, weil ich gestern beim kurzen durchzappen der fernsehkanäle um mitternacht über etwas gestolpert bin. no direction home: bob dylan, eine dokumentation über die jahre 61 - 66, zusammengestellt von martin scorsese. eine passende gelegenheit, sich endlich mal mit diesem mann auseinanderzusetzen. interessant genug, um bis kurz vor drei auf der couch zu verharren. um danach wie ein stein ins bett zu fallen und noch eine gute halbe stunde lang darüber nachzudenken. um festzustellen, wie wenig ich über diese zeit eigentlich weiß. um sich zu ärgern, die auseinandersetzung damit so lange aufgeschoben zu haben.

also musste heute als erstes 'highway 61 revisited' abgespielt werden, gefolgt von einem bob dylan spezial auf faz.net. das schöne an singer/songwriter-sachen ist, dass sie sich jeder beschreibung der von ihnen ausgehenden faszinatin entziehen. man mag sie, oder mag sie nicht. gefallen oder nicht gefallen. und für bob dylan spielt das absolut keine rolle. die buh-rufe, die er sich mit 'highway 61 revisisted' einfing, sah er als alles, nur nicht als ablehnung seiner musik. erwartungshaltungen, projektionen, grenzen. manchmal ist es wirklich von vorteil, erst im nachhinein etwas sich veränderndes zu entdecken. 'tocotronic war früher einfach besser' mag seine berechtigung haben, nur früher kannte ich sie nicht. 'tocotronic' war das erste album, dessen veröffentlichung ich bewusst miterlebt habe, und ich mag es. auch wenn ich die alten alben schon kannte - die erwartungshaltung war trotzdem gering. ein künstler schuldet mir ja nichts, schon gar nicht wenn ich ihn seit einem halben jahr bewusst wahrnehme. das geht jetzt aber fast in das verbot von kritik hinein. ich muss das anders formulieren.

ein künstler schuldet mir nichts, und ich schulde einem künstler nichts. ich kann ihm eine gewisse verehrung entgegenbringen, für die etlichen stunden die er mir vielleicht versüßt hat, krisen die er mich überwinden ließ, momente die er begleitet hat. der grat zwischen erwartungen, akzeptanz künstlerischer entwicklung, tatsächlicher kritik und verbitterung ist schmal. das ende der wohlstandskinder rief in mir verbitterung hervor, aber immerhin habe ich versucht sowohl die musik als auch meine einstellung ihr gegenüber kritisch zu betrachten. blumfeld ist vielleicht ein aktuelles beispiel. ja, alles, das ich vom neuen album kenne, betrachte ich als größtenteils schwach. im vergleich zum frühwerk wirkt es infantil. trotzdem sei es jedem gegeben, sich sein eigenes urteil zu bilden. dem alten sollte man sich jedoch auch nicht verwehren. jeder hat eine geschichte. vielleicht ist auch das des rätsels lösung, der entscheidende punkt, das zünglein an der waage - betrachtet man die geschichte im rückblick, oder erlebt man sie mit? zwei standpunkte, die beide richtig und nicht konträrer sein können.

und dann gibts was neues von robert rotifer. kurze überlegungen zum thema musik-medium, album als werk, wert von musik. auch lesenswert, wenn man herrn rotifer nicht als publizistische lichtgestalt ansieht. beim lesen ging mir durch den kopf, was mir seit einiger zeit wirklich abgeht. das durchstöbern von cd-regalen. das finden von perlen, das auffüllen der sammlung, der impulsive kauf von cds von denen man irgendwann mal etwas positives gehört hat (zb at the drive-in). egal ob ich mit acht alben oder einer cd rausging, ich fühlte mich wie ein kleines kind, das sein geschenk in händen hält und noch gefühlte ewigkeiten darauf warten muss, es endlich aufmachen zu dürfen. endlich den ersten track hören, dabei das booklet von vorne nach hinten studieren, die bands in den danksagungen durchgehen. das ist natürlich sentimentales gefasel. trotzdem geht es mir ab.

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