Sonntag, 31. Dezember 2006

turn this all around behind us

die paar ausständigen advents-kalender-geschichten kommen wahrscheinlich nächstes jahr, so irgendwann im ersten quartal. das ist zumindest mein plan, der unter gewissen umständen sogar verwirklicht wird. aber wenn schon das mit weihnachten nicht so ganz klappt, gibts halt einen jahres-rückblick. oder so etwas ähnliches. auf die wahrscheinlich eh erwartete art und weise. also hauptsächlich musikalischer natur.

you say party! we say die! begeistern seit wochen und treiben fiebrig den geist voran. die simplen und vielleicht auch deshalb wirkungsvollen zeilen bleiben gerne hängen. 'i reassure myself that i will never be alone and let my head believe what my heart already has perceived' hätte auch ganz gut am anfang des jahres gepasst. dann hätt ich diese formation auch nicht so leichtfertig in der arena verpasst. tv on the radio danach war soundmäßig müßig, dirty pretty things sehr nett und die yeah yeah yeahs großartig.

das bisherige schaffen der blood brothers (also pre-crimes) konnte ich so ab sommer intensiv erforschen, seit november schwelge ich in 'young machetes'. natürlich ist es nicht soo schwer, jemanden mit kritischen gesellschafts-betrachtungen zu überzeugen, der die welt in der derzeitigen lage auch schon als post-apokalyptisch bezeichnen würde. wenn aber mit viel kunst und verstand in 'camouflage, camouflage' der gern zitierte 'großstadt-jungel' als genau solcher offenbart wird, verliert sich der verstand halluzinierend in visionen. die subterranean bullets durchbohren täglich den untergrund einer verschleierten unwirtlichkeit, die man schulterzuckend als wirklichkeit annimmt. auch wenn sie nur selten einen guten grund liefert, sein herz nicht von allen einsen und nullen zu befreien. und tatsächlich sind es genau die momente, in denen sich der himmel teilt - 'one half jealous and half cruel' - in denen man sich lebendig fühlt. 'i felt my chest cave in under a pile of synthetic grins'. manchmal ist das zerbrechen die beste katharsis.

in ähnliche sphären tauchen kante ab, wenn sie porklamieren 'ich hab die dunkelheit gesehen wie sie kein auge vorher sah / ich hab die nacht in voller pracht in allen farben funkeln sehen'. daneben stimmen the decemberists ein und stellen in erzählerischer weise fest 'we fall but our souls are flying'. auch sehr begeistert haben die dresden dolls, etwa mit der nüchtern-kalten wirklichkeit in 'first orgasm'. passt diese grundsätzliche einstellung, dieses große überthema von 2006 wenn man so will, zum immer stärker reduzierten alkohol-konsum? man könnte das als aufgabe der vorstellung, dass es dadurch vielleicht zumindest etwas besser wird, interpretieren. wäre allerdings falsch - wenn nicht vollkommen, dann zumindest zum größten teil. eine reduktion der blackouts um 100 % ist schon eine angenehme sache.

der dramaturgisch notwendige schwenk hin zu heiteren dingen wird vollführt von muse. 'black holes and revelations' ist immer noch der romantischen tradition treu, aber der positive unterton wird diesmal deutlich stärker betont. das konzert in der stadthalle war dementsprechend großartig. wenn schon stadionrock, dann bitte nur so. die chili peppers wirkten auf der großen bühne teils verloren, bellamy, wolstenholme und howard nutzen die fläche um die musik (und nur die musik) zu zelebrieren. das herz musste, wie vom ljod getroffen, laut mitlachen. der mund noch eine stunde später breit grinsen. mia wollen mit 'zirkus' zwar auch gute laune verbreiten, was bei 'tanz der moleküle' auch wunderbar funktionierte, aber so ganz will der funken einfach nicht überspringen. am novarock wars trotzdem schön und, ja, anders kann mans nicht sagen, herzergreifend. petsch moser waren live im wuk und auf platte bei 'reforma' herrlich. ob jarvis live mithalten kann, wird man im jänner sehen. sein solo-debut ist jedenfalls gut, wenn auch nicht der niederreißer (was aber auch nicht sinn der übung war, wie ich denke).

'näher am menschen' von der mediengruppe ist zwar nett und irgendwie eh auch wieder gut, klingt aber stellenweise wie ideen-recycling vom erstling. und die 80s-synthie-anfälle muss man halt mögen (hint: ich mag depeche mode, auch großes konzert im februar so nebenbei). propagandhi klingt bei 'potemkin city limits' auch immer wie ein song von 'todays empires, tomorrows ashes'. oder besser gesagt, wie ein, zwei songs vom vorgänger. da leidet die begeisterung notgedrungen und verschiebt sich hin zu phlegmatischem 'ja, eh nett'. das genaue gegenteil: deichkind mit 'aufstand im schlaraffenland'. soundmäßig immer wieder nahe am frühen industrial, textlich balancierend zwischen infantilität und griffigkeit. ein erlebnis von anfang bis ende.

dank konzeptlosigkeit schwimm ich jetzt etwas herum, also noch schnell ein absolutes highlight dieses jahres - billy talent. 'i never walked so far on a lonesome street with no one there for me / is it worth the pain, with no one to blame?' wird hymnenhaft über harmonien geschmettert, die so zwar nicht die neu-erfindung des rades darstellen, aber schreiben muss man sie trotzdem erstmal. worker bees beschwört mit der gekreischten zeile 'protect the hive from enemies!' bei mir immer das bild eines rot angelaufenen managers, der diese botschaft einer von überstunden und/oder zerrütteten privatleben gemarterten belegschaft entgegen schmettert. aber das geht vielleicht nur mir so.

entdeckungen gab es noch zuhauf, aber die alle zu erwähnen wäre jetzt sogar für mich zuviel. die ehren-erwähnung wird belle and sebastian zuteil. zu guter letzt (das beste immer am schluss): 'tightrope' von kimera hab ich ca 4 monate nicht aus dem cd wechsler geschmissen. von den zahllosen ipod-rotationen gar nicht zu sprechen. großartig ist es geworden. die beauties konnten sich daneben mit den diy-songs auch gut behaupten (what's the base!). die letzten konzerte hab ich ja leider allesamt verpasst, das wird sich im nächsten jahr aber wieder ändern. versprochen. und 'caution overload' von no head on my shoulders schließlich wird vielleicht nicht genau so oft rotieren, aber trotzdem oft genug. innovativ ist nur ein hilfsausdruck.

das wars dann mit 2006. genau richtig, wie ich finde. nicht zu lang, nicht zu kurz. mal schneller, mal langsamer. von allem etwas, selten zu wenig und fast nie zu viel. kann man so lassen. aber selbst wenn nicht, es würde trotzdem nochmal das mantra der letzten monate zur geltung kommen: da kann man nix machen. danke, peter licht. du kannst auch wieder mal vorbei kommen.

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