die dissektion der belanglosigkeit
die veröffentlichung des letzten blumfeld-albums zog eine große diskussion nach sich, über die wichtigkeit der texte. von fans des albums wurde oft angemerkt, dass man bei englischen bands ja auch nicht darauf achtet und diese teilweise das belangloseste blabla singen könnten. ein interessanter punkt. wieder eingefallen ist mir diese argumentation, als der radiosender unserer wahl im büro wieder einmal 'i wish i was a punk rocker' von sandi thom über den äther gejagt hat.
als erstes: hier findet sich der text zum song.
das erste, das einem die nackenhaare aufstellt, ist der refrain. 'i wish i was a punk rocker, with flowers in my hair / in 77 and 69 revolution was in the air'. das ist an sich ein nettes bild, legt aber (gemeinsam mit der gospel-artigen vortragsweise) nahe, dass da etwas falsch verstanden wurde. die revolutionen von 69 und 77 in einen topf zu werfen ist schon alleine deswegen problematisch, da sich letztere vehement gegen erstere stellt. dem positiven, aktiven veränderungs-wunsch wurde eine negativ-trotzige reaktion auf das gesellschaftliche umfeld entgegengesetzt. inklusive beherzter abneigung gegen die vertreter der vorherigen revolution (was an sich ja ein unumgänglicher begleitumstand bei revolutionen ist). anzuführen, punk sei was man daraus macht, hilft da auch wenig, wenn man dezidiert diese zwei jahreszahlen anführt.
gleich darauf wird 'i was born too late and to a world that doesn't care' gesungen. sehen wir mal davon ab, dass 'i don't care' durchaus als ein kleiner leitsatz für 77 stehen könnte. wenn die begeisterung für gesellschaftlichen/politischen diskurs in musik da ist, sollten sich doch ein paar bands finden lassen (propagandhi, refused, randy, anti-flag, um mal die ersten 4 zu nennen die mir rein im punk-bereich einfallen). es zeugt fast schon von kunstfertigkeit, einerseits weit genug über den tellerrand sehen zu können um den mainstream-diskurs als gehaltlos einstufen zu können, andererseits den gehaltvollen diskurs dahinter nicht zu erkennen. in dem kontext, in dem sich frau thom bewegt, lässt sich da nur mit viel phantasie eine verschlechterung nachweisen.
auch ein klein-od an wiedersprüchlichkeit ist 'and ignorance could still be bliss' - ja was denn jetzt, eine welt die sich sorgt oder ignoranz? egal, denn die hauptaussage des songs ist das furchtbare 'hach, früher war alles viel besser und schöner'. der gefährlichste standpunkt, den man in der auseinandersetzung mit der heutigen zeit einnehmen kann. diese glorifizierung der vergangenheit und rückwärtsrichtung zeugt von einem tief verwurzelten konservatismus, der einen schließlich wieder zu den ursprüngen der 69/77er revolutionen bringt (sie haben ja doch was gemein) - dem aufbrechen alter wertvorstellungen, dem schaffen neuer möglichkeiten. dem kritischen umgang mit der vergangenheit mit blick auf eine möglichst andere zukunft. und spätestens hier verliert der song jegliche sinnhaftigkeit.
nein, songtexte müssen nicht immer sinn ergeben. man kann sigur ros genießen, obwohl man kein wort versteht. aber deswegen jede schwachsinnigkeit hinnehmen? nein, eher nicht.
als erstes: hier findet sich der text zum song.
das erste, das einem die nackenhaare aufstellt, ist der refrain. 'i wish i was a punk rocker, with flowers in my hair / in 77 and 69 revolution was in the air'. das ist an sich ein nettes bild, legt aber (gemeinsam mit der gospel-artigen vortragsweise) nahe, dass da etwas falsch verstanden wurde. die revolutionen von 69 und 77 in einen topf zu werfen ist schon alleine deswegen problematisch, da sich letztere vehement gegen erstere stellt. dem positiven, aktiven veränderungs-wunsch wurde eine negativ-trotzige reaktion auf das gesellschaftliche umfeld entgegengesetzt. inklusive beherzter abneigung gegen die vertreter der vorherigen revolution (was an sich ja ein unumgänglicher begleitumstand bei revolutionen ist). anzuführen, punk sei was man daraus macht, hilft da auch wenig, wenn man dezidiert diese zwei jahreszahlen anführt.
gleich darauf wird 'i was born too late and to a world that doesn't care' gesungen. sehen wir mal davon ab, dass 'i don't care' durchaus als ein kleiner leitsatz für 77 stehen könnte. wenn die begeisterung für gesellschaftlichen/politischen diskurs in musik da ist, sollten sich doch ein paar bands finden lassen (propagandhi, refused, randy, anti-flag, um mal die ersten 4 zu nennen die mir rein im punk-bereich einfallen). es zeugt fast schon von kunstfertigkeit, einerseits weit genug über den tellerrand sehen zu können um den mainstream-diskurs als gehaltlos einstufen zu können, andererseits den gehaltvollen diskurs dahinter nicht zu erkennen. in dem kontext, in dem sich frau thom bewegt, lässt sich da nur mit viel phantasie eine verschlechterung nachweisen.
auch ein klein-od an wiedersprüchlichkeit ist 'and ignorance could still be bliss' - ja was denn jetzt, eine welt die sich sorgt oder ignoranz? egal, denn die hauptaussage des songs ist das furchtbare 'hach, früher war alles viel besser und schöner'. der gefährlichste standpunkt, den man in der auseinandersetzung mit der heutigen zeit einnehmen kann. diese glorifizierung der vergangenheit und rückwärtsrichtung zeugt von einem tief verwurzelten konservatismus, der einen schließlich wieder zu den ursprüngen der 69/77er revolutionen bringt (sie haben ja doch was gemein) - dem aufbrechen alter wertvorstellungen, dem schaffen neuer möglichkeiten. dem kritischen umgang mit der vergangenheit mit blick auf eine möglichst andere zukunft. und spätestens hier verliert der song jegliche sinnhaftigkeit.
nein, songtexte müssen nicht immer sinn ergeben. man kann sigur ros genießen, obwohl man kein wort versteht. aber deswegen jede schwachsinnigkeit hinnehmen? nein, eher nicht.
wohlstandskind - 2006/08/02 16:03