irgendwie war der tag heute interessant. weder außergewöhnlich noch langweilig, und trotzdem von einer eigenen magie umgeben. keine überschwenglichkeit und keine große nüchternheit. der tag war einfach da. ohne großartige besonderheiten und trotzdem nicht träge. kein gefühl von einem besonderen hoch, das man gerade durchläuft, und kein sich anbahnendes tief. stattdessen einfach eine angenehme ausgeglichenheit, die in einer langsamen, kaum bemerkbaren frequenz auf und ab schwingt und einem trotzdem das gefühl gibt, dass man sich gerade ein bisschen mehr versteht als sonst.
und ich wünsche mir gar nicht mehr davon. denn die dem tag ähnlich einfache erkenntnis ist, dass es hausgemacht ist. die vergangenheit ist keine last, die ich hinter mir gelassen habe und keine bürde, der ich weiter gerecht werden muss. die zukunft ist keine verwirrende unbekannte und keine beängstigende konstante. ich fürchte nicht, dass sich das fragile gleichgewicht zwischen freuden und ängsten wieder verschieben könnte, denn ich weiß, dass es passieren wird. von diesem wissen erwarte ich mir keinen trost und keine sorge. und genau das ist in diesem moment des rätsels lösung.
ein herz, ein schlag, ein blitz
für die, die einsam sind
augen auf schaut euch das an
wollt ihr wirklich zählen wie die zeit verrinnt
wenn die welt auch so etwas kann
vielleicht ist es wirklich nur ein jahr
aber ich will niemals fragen wo ich war
wo war ich als das wahr war
ich will da sein, wenn die zeit einfriert
ich will da sein , wenn sie explodiert
und wenn sich dabei mein verstand verliert
ich will da sein, wenn es passiert
wohlstandskind - 2006/02/05 18:59
der karikaturen-streit. ja, wie steht man dazu bloß? guter einstieg:
zuerst
hier auf orf.at ein paar 'offizielle' statements (im politischen sinne) zu holen und wirken zu lassen.
dann den, meiner meinung nach gelungenen und gut durchdachten,
kommentar der faz dazu lesen.
noch ein kleiner denkanstoß: wie lächerlich fand man persönlich die aufregung über den haderer-cartoon über jesus? und seine verurteilung deswegen in griechenland?
wohlstandskind - 2006/02/03 10:37
'arbeit/termin, laufen, schlafen'. ein wörtliches triumvirat, das wir in dieser art und weise so schnell nicht mehr lesen werden. die geschichten über gugelhüpfer, deren zubereitung und die ausstrahlung sind nun wieder genau das - geschichte. dramaturgisch sahen das ende vielleicht schon einige kommen, als die handlung nach new york verlegt wurde. nun, nach dem abschluss dieses abenteuers, geht auch ein weiteres zu ende - das lifeblog (sofern es diesen begriff gibt und er hierzu passt) von
martin bayer geht den weg digitaler informationen und verflüchtigt sich.
kondolenzeinträge werden gerne entgegen genommen.
wohlstandskind - 2006/02/01 10:47
die bright eyes sind umwerfend. es ist schwer in worte zu fassen, warum der gesang von conner oberst zu schön für diese welt ist. die zerbrechlichkeit, mit der er zwischen scheinbarer unsicherheit, zurückhaltung und sangeskunst balanciert, ignoriert rauhe schalen, harte kerne oder falsche selbstbilder und geht direkt dorthin, wo man es nur noch fühlt. und dort wo matthew bellamy in einer anderen sphäre immer wieder fast zu nahe an den kitsch kommt, dringt hier auf einmal eine nüchterne ernsthaftigkeit an den tag, die keinen platz für peinlich berührte momente lässt.
die arctic monkeys wischen sämtliche hype-bedenken ihnen gegenüber zuerst mit ihrem album-titel 'whatever people say i am, that's what i'm not' symbolisch weg, um sie dann musikalisch zu zertrümmern. die restlichen songs müssen sich vor der steilvorlage 'i bet you look good on the dancefloor' nicht verstecken. das werk wirkt unverschämt spontan und frisch.
pete doherty machte es mir nicht unbedingt leicht, die babyshambles vorurteilsfrei zu hören. konzentriert man sich auf die musik, stellt sich aber ein ähnliches gefühl wie beim letzten wurf der libertines ein. die angespannte situation in und um die band ist spürbar, der 'fuck you'-umgang damit ebenso. die songs wirken teilweise seltsam jung, sprich: ungeschliffen. die resultierenden kanten ziehen die aufmerksamkeit des hörers gekonnt in ihren bann. beispiel 'fuck forever': so wenig mich dieser song anfangs ansprach, so sehr hänge ich zur zeit am schrägen zusammenspiel der rhythmus-sektion gepaart mit dem zwischen lallen, nuscheln und schrägen tonlagen wankenden gesang.
hard-fi beißt sich bei mir immer noch an 'cash mashine' fest, wie auch die kaiser chiefs an 'everyday i love you less and less' und 'i predict a riot'. coheed and cambria klingen komplett anders als erwartet. tool braucht viel mehr aufmerksamkeit, als ich ihnen zur zeit zugestehen will, ebenso sigur ros. the velvet underground klingt schon beim ersten hören interessant, der gesang von nico macht mir bei der ausübung des selbigen wieder hoffnung. das original zu 'where eagles dare' von den misfits ist zwar auch gut, die version von no fun at all ist vielleicht weniger partytauglich, dafür insgesamt ein größerer genuss.
und ich hab in letzter zeit wahr gemacht, was ich seit längerer zeit vor hatte - und mit der zugangsweise 'wer ist das?', fernab von sämtlichen zuvor leichtfertig gefällten urteilen kann coldplay wirklich überzeugen. ich weiß, hat mir eh fast jeder gesagt, aber auf mich hört man ja auch nicht immer, warum also nicht auch mal umgekehrt.
und jetzt zurück zu 'first day of my life'.
wohlstandskind - 2006/01/28 18:09
die wahl in kanada war großteils unspektakulär. im vorhinein war in mehreren medien zu lesen, dass ein wechsel bevorsteht/zu erwarten ist. aber der große reisser war es nicht, dafür war es großteils zu ruhig um den höchst sympathischen staat in letzter zeit. das ergebnis und die konsequenzen daraus allerdings sind einen genaueren blick wert.
die konservativen haben die liberalen als regierungs-partei abgelöst. allerdings haben sie die absolute mehrheit verpasst, also bilden sie eine minderheitsregierung. wie die liberalen vor ihnen, übrigens. das ganze ist aber nicht von vornherein zum scheitern verurteilt, da die liberalen bereits zum wahlsieg gratulierten und ihre unterstützung zusicherten - obwohl die neuwahl durch einen erfolgreichen misstrauensantrag der konservativen ausgelöst wurde. wer diese verhältnisse mit den österreichischen vergleicht, könnte sich doch wundern, dass es tatsächlich anders (sprich: sachlich und demokratisch orientiert) geht.
die verwunderung wird nur größer, betrachtet man die folgen dieses machtwechsels. die von den liberalen durchgesetzte homo-ehe wird höchstwahrscheinlich wieder abgeschafft, in sachen sicherheitspolitik wird man sich stärker an amerika orientieren (die konservativen hätten auch gerne im irak-feldzug mitgeholfen), ebenso in sachen klima-schutz (auch hier wird ein im vergleich zu vorher konträrer standpunkt vertreten - gegen verbindliche richtlinien und beschränkungen). es geht hier also nicht um details. natürlich darf man jetzt nicht in eine überschwengliche begeisterung für das demokratie-verständnis kanadas ausbrechen, die wahl ist jung, die realen entwicklungen wird man frühestens in einem halben jahr beurteilen können. die gravierenden unterschiede in sachen demokratieverständnis, umsetzung des wählerwillens und dessen akzeptanz bleiben trotzdem im gedächtnis.
schwenk hin zu lokalen ereignissen. hach ja, die provinzposse um zweisprachige ortstafeln. eigentlich ist es mühselig, etwas darüber zu sagen. was auch? der verstoß gegen den staatsvertrag ist seit etlichen jahren bekannt, die aussagen rund um die causa erregen irgendwas zwischen besorgnis und verwunderung. am sinnvollsten war noch die aussage eines verfassungs-experten: das größte problem an diesem gesetz ist, dass weder zuständigkeit noch mittel zur umsetzung in ausreichendem maße definiert sind.
ministerin gehrer darf zur zeit gleich an zwei fronten beweisen, wie sie die realität sieht. in sachen klimt-bilder, die sie als 'wichtiges kulturgut des staates österreich' einstufte. und deshalb sofort nach der umsetzung des restitutions-gesetzes (man darf hier nicht vergessen, dass sie dabei eine große rolle spielte, was man ihr definitv anrechnen muss) erklärte, dass diese bilder deshalb nicht zurückgegeben werden. womit das gesetz allerdings ins lächerliche gezogen wird - wir geben nur das zurück, was unwichtig ist, anstatt alles was unrechtmäßig in unseren besitz gelangte? fragwürdige auslegung.
um das image wieder aufzubessern lässt man sich halt an der zweiten front feiern - bei der rückgabe der saliera. die offensichtlich mit den spezialwerkzeugen 'eisenstange/brecheisen' und 'scharfes messer' entwendet werden konnte. ach ja, an einem baugerüst musste man auch hochklettern können. definitiv ein spezialist, der da am werke war. sonst hätte er ja sicher nicht die zeit gehabt, das zweite hoch spezialisierte einbruchswerkzeug nachträglich aus dem auto zu holen, oder? in anbetracht dieses umstandes mache ich mir ernsthaft sorgen, dass die klimt-bilder nach der rückgabe ob der mangelnden sicherung ein leichtes fressen für diebe werden könnten. wer weiß schon, ob die gute dame fenster und jalousien hat?
wohlstandskind - 2006/01/24 11:09
es ist fast schon tradition - so alle 2, 3 wochen träume ich die handlung schlechter, meist brutalst amerikanisierter filme. oder serien. das ist manchmal amüsant, manchmal nervig, aber zumindest meistens unterhaltsam. und gestern wars wieder soweit.
wobei die initialzündung diesmal klar ersichtlich war. sonntags, nach dem allen gesetzen der modernen hollywood-komödie gehorchenden film 'wie werde ich ihn los in 10 tagen' und viel schlaf über den ganzen tag verteilt, dachte ich 'na, columbo werd ich auch noch erleben'. dazu kam es zwar nicht, da die nfl conference-finals übertragen wurden. aber der gedanke war da und er war ausreichend. übrigens, nfl. langsam versteh ich den sport und kann mich in begrenztem rahmen dafür begeistern. auch, weil christopher deryan (?) kommentiert - sozusagen das intelligente korrektiv zur populistischen patriot-kommentatoren-rakete robert seeger. wo der erste meint 'wirklich? die österreichischen top-quarterbacks kennen genausoviele spielzüge wie die der nfl?' würde zweiterer wohl sofort anmerken 'ja, da brauchen sich unsere burschen nicht verstecken'. aber ich schweife ab.
war also diese nacht columbo an der reihe. irgendein bescheuerter vorfall, ein schwerst paranoider verbrecher, und schon ist er da. und als der missetäter sich erkundigt, wo den derr inspektor sei, heißt es 'da hinten, im mistkübel. er sucht etwas'. und ab da ist die handlung vorbei. denn meine stimme, meist als narrativer begleiter unterwegs, gleitet ab. 'hm, ein nettes bild, oder? die festgefahrene figur mit den immergleichen phrasen und gestiken sucht den weiteren sinn der eigenen existenz, und zwar dort, wo sie sich seit einiger zeit befindet - im müll. wann ist wohl die letzte neue folge produziert worden? oder ließ man das ganze gnädig einschlafen? schließlich propagierte man ja monk als neuen columbo, in bezug auf schrulligkeit ja weit überlegen. und csi erforscht verbrechen noch viel genauer und gewiefter und so weiter. wo also sollte eine figur aus den siebzigern, deren einzige evolution sich in den ergrauten haaren findet, ihren platz heute suchen, wenn nicht im mistkübel?'.
denke ich, und wache auf.
spannend. besorgnis erregend? eher leicht interessant. auf jeden fall amüsant. vielleicht hat mir der anscheinend schwerst unterbeschäftigte neuronen-haufen in meinem kopf auch einfach einen streich spielen wollen. wurde mir letzte nacht ja noch eine anekdote erzählt, der ich sofort eine traum-initierende wirkung unterstellte. kurz davor fiel auch das wort 'korrektiv'. und da mein hirn von der eher hinterfotzigen art ist, schaltete es sich sofort als korrektiv ein (schließlich soll ich nicht im glauben leben, mein unterbewusstsein zu verstehen), schnappte das am wenigsten erwartete element der konversationen auf, schmiedete eine geschichte darum, die nur impliziert statt offen aufzeigt und platzierte den entscheidenden moment so, dass er sich auch nach dem wachwerden noch hält. als letzter gag wurde das ganze noch dazu dual angelegt - sich selbst parodierend und gleichzeitig sich über mich lustig machend.
heute nacht träum ich wohl von einer party, auf der gefeiert wird, wie diese analytische null-komma-fünf den ganzen morgen über mit absolut belang- und sinnlosem trash beschäftigt werden konnte.
wohlstandskind - 2006/01/24 09:51