anscheinend hat heute wien gewählt

irgendwie war so etwas ja zu befürchten. sei es durch notorische schwarzmalerei, sei es aufgrund von bisherigen erfahrungen. trotzdem ein überraschendes ergebnis.

die spö hat die absolute (stimmen-)mehrheit nicht erreicht. die haben sie mit 5 mandaten im landtag allerdings gut abgesichert. dieser spezifische umstand wird sie allerdings eher wenig stören. es wurden stimmen gewonnen, vor allem aber hat gusenbauer eine sorge weniger. 55 oder gar 60 prozent hätten die spitzenkandidaten-frage noch einmal aufgeworfen, und auch im nächsten jahr wäre das thema (nämlich rund um den (offiziellen) wahlkampf-start) wieder aufs tableau gekommen. gusenbauers schärfster interner konkurrent (zumindest in der öffentlichen meinung) hat ihm einen weiteren erfolg beschert (den sich die bundespartei in guter tradition ans rever heften wird), ohne sich selbst noch weiter in den vordergrund zu drängen. ein anderes ergebnis dieser wahl wird da mehr kopf-zerbrechen verursachen.

die övp hat ein brauchbares plus an stimmen eingefahren. ein wichtiges signal, nach den letzten wahlen. noch wichtiger als letzter gradmesser vor den nationalratswahlen. platz zwei werden sie auch (und letztlich auch zurecht) als wichtigen erfolg verbuchen. die generellen tendenzen aus dieser wahl werden ihnen aber selbst bei optimistischer sichtweise kopfzerbrechen bereiten - sollten sie etwa nächstes jahr in die verlegenheit kommen, einen koalitions-partner finden zu müssen.

die fpö hat überrascht. aus ihrer sicht sehr positiv, aus meiner eigenen sehr negativ. als erstes darf man es sich jetzt nicht leicht machen und darauf verweisen, im vergleich zur letzten wahl haben sie ja bitteschön eh verloren. wie auch immer man zu meinungsumfragen stehen mag - eine steigerung von 4 - 5 prozent im frühjar um grob 10 punkte auf nicht ganz 15 prozent, das ist nunmal ein deutliches signal. erstens, dass diese partei noch nicht in einer nische der bedeutungslosen rand-erscheinung abgeschoben werden kann. zweitens - das wirklich tragische - dass man mit einem derartigen wahlkampf immer noch auf billigen stimmenfang gehen kann. die fpö selbst wird daraus wohl eine zweifelhafte lehre ziehen, den wahlkampf im nächsten jahr entsprechend gestalten.

die grünen haben verloren. das ziel war der zweite platz, nach stimmen wurde es stattdessen der vierte. in mandaten platz 3, was immer noch sehr mäßig ist (sofern man es vorzieht, realistisch zu bleiben). spätestens jetzt muss man ernsthaf darüber nachdenken, wie es weitergehen soll, vor allem in bezug auf den anstehenden wahlkampf. einfacher wird es nicht, und so wie bisher wird man sich gegen eine fpö die blut geleckt hat in der aufmerksamkeit nicht durchsetzen können. aber auch die grundsätzliche linie und positionierung muss man überdenken. ein verkriechen in das fraghafte argumentations-konstrukt 'wir haben eh bei jeder wahl dazugewonnen, da gibts keine krise' wird ihnen nicht helfen, mehr als den status quo bei der nächsten wahl zu halten. und selbst das wird in der derzeitigen verfassung schwer, bedenkt man die voraussetzung für den wahlgang in einem jahr.

die kpö hat eineinhalb prozent. das ist zwar mehr als doppelt soviel wie vorher, aber irrelevant. außerhalb der steiermark wird man so schnell nichts erreichen. aber immerhin liegt man vor einer regierungspartei.

das bzö verbucht knapp mehr als 1 prozent. das ist eigentlich nicht weiter erwähnenswert. selbst wenn man tatsächlich darauf hofft, durch ein grundmandat in kärnten in den nationalrat einzuziehen - was will man dort machen? es ist schon klar, jeder fängt mal klein an, aber wenn man trotz regierungsbeteiligung nicht vermitteln kann, wofür man steht, dürfte es ziemlich hoffnungslos sein. da helfen auch keine 'na eh super, so kurz nach der gründung und ohne geld so ein ergebnis'-phantasien.

die spö geht letztlich (an zwei fronten) gestärkt aus der wahl hervor. die övp hat nur wenig hoffnung, nächstes jahr doch nochmal mit dem bzö koalieren zu können, ein 'fliegender wechsel' zur fpö scheint zur zeit sehr unwahrscheinlich (nur heißt das nichts, siehe 2000). die fpö selbst hat unerwartet kraft getankt und wird den anderen parteien wohl kopfzerbrechen bereiten - bleibt zu hoffen, dass diese sich auf keinen panik-wahlkampf einlassen (a la vranitzky/klima). die grünen haben noch einmal deutlich vorgeführt bekommen, dass sie langsam wieder zu alten qualitäten finden müssen.

auf 'offen gesagt' bin schon sehr gespannt. vor allem darauf, wie sich alexander van der bellen verhalten wird.
dattel (Gast) - 2005/10/23 22:19

den nagel auf den kopf treffen

das scheint wohl deine lieblingsbeschäftigung zu sein.
ich fand das immer sehr angenehm, mittlerweile auch schon fast ein bissl erschreckend, wenn ich meine gedanken, formuliert von jemand anderen, im internet lese...

auf "offen gesagt" bin ich jetzt auch schon gespannt.

übrigens: so wie es aussieht, könnte der 8. bezirk, die josefstadt, was die bezirksvertretung betrifft, grün werden...

sheep - 2005/10/23 22:33

Ich hoffe jetzt einfach mal, dass so ein FPÖ Ergebnis nur in Wien möglich ist. Es war ein beschämender Wahlkampf. Ich will nicht wissen, was sich Touristen beim Anblick der Plakate gedacht haben (sofern sie der Sprache mächtig waren). Werbung für die Stadt wars auf jeden Fall keine.

Was ich sehr strange finde ist, dass die SPÖ im Fernsehen als Verlierer dargestellt wurde. Sie haben trotz eh schon absoluter Mehrheit zugelegt. So what?

dattel (Gast) - 2005/10/23 22:47

seltsames ergebnis

das mit der spö stimmt schon. häupl sagt ja selbst - von enttäuschung kann keine rede sein, weil er nichts auf meinungsumfragen gibt. ganz im gegensatz zu h.c. übrigens. ansichtssache also.
auch das ergebnis der grünen ist objektiv gesehen nicht so schlecht. klar, das duell mit der övp haben sie klar verloren. aber das kann ja nicht das einzige anliegen der grünen bei dieser wahl gewesen sein. tatsächlich kann man das ergebnis der heutigen wahl als durch und durch komisch bezeichnen. rot, schwarz und grün legen allesamt in etwa gleichem maße zu, wobei die spö und die grünen jetzt schon von mehreren seiten gern als "verliererinnen" hingestellt werden. die fpö verliert enorm und feiert dennoch (verständlich, wenn man die letzten ergebnisse in anderen bundesländern als vergleich heranzieht). die grünen wiederum gewinnen in einem bezirk, in einem zweiten haben sie immerhin bei der bezirksvertretung die nase vorne, was der fpö, meines wissens nach, nicht gelungen ist. aber ich schau' nochmal nach...
sheep (Gast) - 2005/10/23 22:54

Na du hast recht, die FPÖ hat keinen einzigen Bezirk gewonnen. Aber sie sind angeblich die großen Gewinner, die aber als einzige Partei Wähler verloren hat. Ich hab halt gehofft, dass es in Wien nicht so viele Menschen gibt, die auf solche billigen Slogans reinfallen und der Fremdenfeindlichkeit so zugetan sind.
bergfee - 2005/10/24 10:21

die fpö war die einzige partei, wo man gewusst hat woran man ist. ob die wahlwerbung jetzt positiv oder negativ zu betrachten ist tut nichts zur sache.

bei den grünen weiß ich bis heute nicht, was sie eigentlich wollten.

bei den schwarzen is halt schmäh net alles. zwei werbungen sind mir allerdings auch noch in erinnerung.
- er zeigt wies besser geht (was er machen will - keine ahnung)


und die wähler von der fpö als fremdenfeindlich zu bezeichnen wäre für mich falsch, auch wenn jetzt hier sicher sehr wenige meiner meinung sind. nach meinen erfahrungen gibt es einige mehr rechte am land als in wien. trotzdem hat wien mehr fpö stimmen als jedes andere bundesland - kärnten ausgenommen.
am land hat man halt keine platzerl wo nur ausländer leben, zumindest nicht in dem ausmaß wie in wien. man braucht sich nur die gegend reumanplatz anschauen. und der 10te hat glaub ich jetzt auch die meisten fpö stimmen. und einige denken sich sicher, was zuviel ist, ist zuviel und wählen die fpö.
wohlstandskind - 2005/10/24 11:13

pfuh.

@sheep: die einteilung in verlierer/gewinner ist in der tat sehr seltsam (bis willkürlich). die spö hat recht, wenn sie einen stimmengewinn nach einer absoluten als positiv betrachtet (immerhin können sie für alles verantwortlich gemacht werden). das mit den meinungsumfragen ist eben so eine sache - kein mensch erwähnt zb den schwankungsgrad (wenn die eine von 50, die andere von 60 prozent spricht kann man sich den aber schon denken). sehr weit weg sind sie nicht, und die wählerstrom-analysen zeigen deutlich, dass sie sehr viele an die nichtwähler verloren haben. yub, so what.

@dattel: das ergebnis der grünen ist natürlich nicht schlecht. die josefstadt dazugewonnen, in der leopoldstatdt zb auch ein sehr schönes ergebnis eingefahren, die grundlage für größeres ist nach wie vor da. den abstand zur övp und die fpö auf selber augenhöhe muss man aber als zeichen sehen, das handlungsbedarf besteht. im anstehenden wahlkampf läuft man gefahr, zwischen dem großen duell övp/spö und der keulen-schwingenden fpö in der wahrnehmung unterzugehen - wenn man sich nicht klar und deutlich positioniert.

@bergfee: stimmt, bei der fpö war eindeutig klar, für was sie stehen (was das ganze nicht viel angenehmer macht). das tragische ist doch, dass viele mit diesem wahlkampf und diesen aussagen kein problem hatten. das ganze war schlicht populistisch und auf diffuse ängste setzend. wer sich auf sowas einlässt, muss sich damit abfinden, dass ich ihn politisch rechts der mitte sehe. das muss nicht zwingend fremdenfeindlich bedeuten, aber 'kein problem mit ausländern/asylwerbern/etc' würde ich auch nicht behaupten.
bergfee - 2005/10/24 12:32

hab ich auch nicht gesagt, dass derjenige kein problem mit ausländern/asylwerbern hat.
aber der strache ist ein "guter" politiker - leider - der den leuten sagt was er haben will und auch ganz gut für sich überzeugen kann.
ich denke, dass sich die fpö "gut" geschlagen hat gerade wegen diesen extremen werbungen. das hab ich gut beim bundesheer nachverfolgen können. da haben manche überhaupt keine eigene meinung gehabt. im heeresgeschichtlichen museum vorm hitlerraum warens voll die nazis. im helm hat er aber gegen nazis pickerl. den hättest sagen können: friss scheiße weil das ist gut für white power oder friss scheiße weil das ist gegen nazis. er hätte mit sicherheit beides gemacht. und auf die leute hat die fpö werbung voll eingeschlagen. weil mit den anderen werbungen fangen die nichts. zb. weil er zeigt wies anders geht. gut mit der werbung fangt so ziemlich keiner was an.
und dann natürlich noch die, die probleme mit ausländern haben, sei es warum auch immer. probleme gehabt mit einer volksgruppe - so wie ich zb.
wohlstandskind - 2005/10/24 13:54

sicher ist strache ein guter populist. den guten politiker will ich ihm nicht zugestehen, echte politik hab ich von ihm noch keine gesehen.

und natürlich war die werbung der wohl entscheidenste faktor für den hohen stimmenanteil. das ist auch, was ich an den grünen kritisiere - sie konnten keine argumentation liefern, die besser war als DAS.

eigentlich; ehrlich gesagt, weiß ich nicht worauf du hinaus willst. es ist ja nicht meine absicht, alle die gestern fpö gewählt haben als trotteln abzustempeln. ich unterstelle ihnen aber eine gewisse kurzsichtigkeit und und eine mangelnde ernsthafte auseinandersetzung mit dem thema.
bergfee - 2005/10/24 14:14

gut populist ist vielleicht besser.
aber er hat viele wähler gewonnen mit dem dümmsten mitteln, was auch nicht gerade für den wiener spricht.

das einzige was ich weiß was die grünen einführen wollen:
800eur grundsicherung für die ärmsten - ein grund für manche sicherlich sich nicht mehr um einen job umzusehen. und das quasi in ganz wien an 30er machen wollen.

alle die gestern nicht wählen waren, die waren trotteln. und das waren immerhin 40%.
eigentlich wollte ich damit sagen, dass sich viele von der werbung beeinflussen haben lassen.
gewissen kurzsichtigkeit ist sicher vorhanden, aber das sind die wähler und das nicht in geringer zahl. vor allem die 16 jährigen.
also ich hab mit 16 noch keine blassen schimmer von politik gehabt (hab ich jetzt auch noch nicht, aber besser als früher ;)). und die sollen wählen gehen. das versteh ich nicht? sicher es gibt ausnahmen die sicherlich schon reif genug sind, aber ich glaub die meisten sind es nicht.
aber vielleicht lasse ich mich wieder von meinen erfahrungen leiten, die ich vom fussball, eislaufen und sonstigen sachen habe.
du solltest keine vorurteile haben, du solltest dich nicht auf andere meinungen verlassen lassen, aber du solltest auf jeden fall deine erfahrung miteinbringen in die meinung. dich aber auch nicht scheuen neue erfahrungen kennen zu lernen.
bergfee - 2005/10/24 14:28

p.s.
die wähler sind sicherlich kurzsichtig, aber wenn sie von den parteien nichts bekommt um die kurzsichtigkeit abzulegen, außer von der fpö. auch wenns total schwachsinnig und meistens unter gürtellinie war, wenn die anderen parteien nichts dagegen bringen.
und es sind halt viele solcher wähler - leider.

danke an alle die den tag so kurz gemacht haben ;) ich bin dann weg für heut.
chrismuh - 2005/10/24 09:08

...denn wien lebt nicht vom schmäh allein

erschreckend fand ich die tatsache, dass das bzö die 1%marke geschafft hat...andererseits: für 0 wahlprogramm eine doch recht beachtliche leistung
...ich red mir selber ein, dass die keiner aus überzeugung gewählt hat...das war alles reiner protest
aber wurscht wirds sein, bei denen is eh nur noch eine frage der zeit bis sie wie das lif wieder in der versenkung verschwinden.
auch ein kandidat westenthaler wird ihnen jetzt nix mehr helfen.

mit dem erfolg der fpö habe ich ehrlich gesagt fast gerechnet.
einerseits ihre angstprovokationen und diese scheinbar doch soooo einfachen lösungen die ja jeder gegenmeinung angepasst werden können.

der strache ist ein extremer "instinktmensch" wie du das sagen würdest. dazu kommt das talent sich wie ein wurm in jegliche erdenkliche richtung zu drehen, mir fällt da immer nur seine erklärung zu "deutsch statt nix verstehen" ein:
im endeffekt hat er es geschafft das ganze als hilfestellung für ausländer darzustellen, damit sie sich bei ihrem leben in österreich leichter tun.

wundern tut mich persönlich da garnix...setz dich mal an tag zu meiner mum ins geschäft und hör dir die leut an, da lernst noch was.

@spö & meinungsumfragen:
gestern abend war dann ein interview mim michl auf orf
mit einem zum (seiner meinung nach) stänkern motivierten fetzendeppaten reporter - der wollt den michl provozieren, was net so ganz funktioniert hat - also hat er dieselbe frage 3x gestellt.
sowas von unqualifiziert

und meinungsumfragen sind was ganz gefährliches...
die kann man nämlich sehr schön so hindrehen wie mans mag.
und selbst allgemein gültige zahlen kann man so hinbiegen wie mans will, ohne die zahlen zu verändern
das kann ich dir gernmal in der arbeit im arcview zeigen.
(wenn man sich erst mit sowas beschäftigt hat, glaubt ma garnix mehr!!!)


und der 7. und 8. bezirk warn schon immer sehr grünlastig
im 7. bezirk ist der bv zumindest sehr grün angehaucht, wenn nicht sogar grün - das weiss ich jetzt nicht so ganz,
der opfert parkplätze schonmal dem ein oder anderen radständer

worauf wollt ich eigentlich hinaus...

netter artikel ;)
vorallem alles so schön aufbereitet für die blödmuh

wohlstandskind - 2005/10/24 11:30

was ich interessant finde (weil favoriten gern als der ausländer-bezirk schlechthin genannt wird):

das ergebnis in der leopoldstadt und der brigittenau differiert gewaltig. erstere bescherte den grünen 17 prozent, der fpö 14, zweitere 11 bzw 17 prozent. demografisch sind beide bezirke durchaus vergleichbar - und im anteil an ausländern liegen beide klar vor favoriten. wobei da sicher auch die urbanität eine entscheidende rolle spielt. interessant find ichs trotzdem...
chrismuh - 2005/10/24 11:49

auf den ersten blick schon komisch, aber mit dem bildungsgrad durchaus argumentierbar

wenn du den bildungsgrad in den bezirken vergleichst, dann kommst verhältnismässig auf mehr höher gebildete menschen in der leopoldstadt und brigittenau, da ist favoriten sowohl bei den maturanten als auch bei den akademikern hinten nach. (wobei das bei britittenau nicht sooo viel wäre)

simmering und favoriten haben die niedrigsten akademiker- und maturantenrate in ganz wien - nur so nebenbei.

der erste bezirk verhältnismässig die höchste
bergfee - 2005/10/24 12:08

willst du damit sagen die simmeringer sind blöde idioten wo die leichen vor der haustür liegen????
du hast vollkommen recht. favoriten hast du doch viele türken, wo die meisten proleten sind und in simmering hast du halt die österreichischen proleten.
obwohl ich einigen türken zutrauen würde eine schulische ausbildung zu machen. kenn da einige die es schaffen hätten können/einer hätt es locker geschafft, die aber trotzdem alle eine lehre gemacht haben. zumindest die die ich kenne.

im ersten bezirk musst auch einiges verdienen, dass du dort wohnen kannst.
wohlstandskind - 2005/10/24 12:09

was bedeutet, dass 10ter/11ter für die populistische wahlwerbung tendenziell anfälliger sind, ja. das 'ausländer-problem' an sich betrifft das ja nicht. außerdem hat le andi ja schon gemeint, 'am land sind tendenziell mehr rechte', und beide bezirke kann man als ländlicher betrachten. die donaustadt passt in dieses bild interessanterweise auch rein (fpö relativ klar zweitstärkste partei).

'britittenau' find ich übrigens sehr geil ;-)

aber das schlimmste - der erste hat die meisten akademiker und wählt trotzdem schwarz :-P
chrismuh - 2005/10/24 12:27

andi, will ich wirklich wissen, was leichen mit wahlvorlieben zu tun haben?
äh ja... was wollt ich... genau: das is ja das problem bei den österreichern 1. generation, da wird in der familie einfach das geld gebraucht, ergo: kinder müssen lehre machen oder werden hilfshackler >> durch nachkommende billigere ausländische arbeitskräfte recht leicht ersetzbar, fehlende deutschkenntnisse machen sie zusätzlich noch ein bissl mehr abkömmlich >> bissl eine hetzkampagne und schon hast du ihn: den potentiellen neo-fpö wähler...

in der donaustadt sind die leute verhältnismässig aber höher gebildet (klingt blöd, is aber so) als in den anderen klassischen arbeiterbezirken

was meine theorie verstärkt ist die tatsache, dass wenns nur auf den ausländer anteil ankommen würde, dann müsstest in den bezirken entlang des gürtels einen extrem hohen fpöwähler anteil haben...dem ist aber nicht so
chrismuh - 2005/10/24 12:34

am land findest aber auch die kategorie: blauäugiges naives studendenkind

wer nie in einem bezirk wie 10./11. mit mama und papa auf 65 qm gewohnt hat wird die problematik wohl immer von einer anderen seite her betrachten.

wenn ich in gänserndorf in einem netten einfamilienhaus wohne, mama und papa für essen und trinken sorgen, meine studentenbude im 7. bezirk brennen - in der siedlung max eine lebensstandardmässig gleichgestellte inderfamilie hab
und meine größte sorge ist ob ich am wochenende eh das große auto vom papa haben kann und nicht nur die scheiß hyundai schüssel von der mama

ja dann kann ich leicht reden, und über wiener ätzen die den ha ceeee wählen...

(das war übrigens keine stänkerei gegen dich wegi, sondern nur ein fallbeispiel...nur damits zu keinen verwirrungen kommt)
bergfee - 2005/10/24 12:42

ach ja, das hatt ich noch fast vergessen.
in wien hat man sich an die ausländer gewöhnt und sie sind halt da.
ich möchte allerdings nicht wissen, wie ein türke - inder - schwarzer - aufgenommen wird, wenn der in ein bauernkaff zieht. ich glaub nicht, dass der viele freunde findet. vor allem wenn es in der nähe rechte gibt, die auch österreich krankenhaus prügeln nur wennst das nur schief anschaust.
chrismuh - 2005/10/24 12:55

am land findest sowieso grundsätzlich keine freunde wennst frisch dazu ziehst, da is hautfarbe wurscht...wö de weanakinda / (alt. dazu betonkinder) de san jo olle komisch

wobei mit dialekt oder eindeutig ausländischem aussehen hast bei die dorfpomeranzen sicherlich noch weniger chancen.
chrismuh - 2005/10/24 12:56

erinnerst dich an die eine gestörte frau in der siedlung meiner eltern die uns zerst angestarrt und dann die rolläden runterglassen hat ;)))

oh ja, mit meinen grünen haaren habens mich am land ausgesprochen lieb ghabt...
bergfee - 2005/10/24 13:03

ja kann ich mich noch erinnern.
sicher wennst neu dazuziehst hast das sowieso schwer wennst anders sprichst. vor allem bei den älteren menschen. das sind dann auch die leute die einmal rot - immer rot oder halt schwarz wählen.

und die wiener sind dann die rechten obwohl die dorfbewohner (natürlich nicht alle) genauso sind. wenn ich es jetzt hart ausdrücke - die dorfbewohner haben halt keinen grund blau zu wählen.

österreich hat sanktionen von der eu bekommen, weil blau an der macht war. was ist mit der schweiz, die haben viel härtere gesetze als wir.
wohlstandskind - 2005/10/24 13:44

ich schenk mir jetzt die 5 absätze dich schon hatte und fass es mal zusammen:

was ich meine: nein, es kommt definitv nicht auf den ausländeranteil an. siehe leopoldstadt/britittenau. siehe donaustadt (6 % nicht-eu-bürger, trotzdem fpö am zweiten platz). das bedeutet aber auch: keine hinreichende erklärung für 10ter/11ter. bildungsgrad spielt hier natürlich mit, aber wie ich eben auch finde die urbanisierung/nähe zum 'land'. damit ließe sich der 22te etwas begreifen. nur: was bedeutet das jetzt überhaupt?

die fpö hat so gepunktet, wie sie es schon früher geschafft hat: die anderen parteien haben weder linie noch ziel erkennen lassen, also kam die menschlich zutiefst fragwürdige (und nichts anderes war es) werbung an (weil da zumindest linie und ein diffuses ziel zu sehen war). siehe befragung 'warum haben sie fpö gewählt?' - über 50 % wegen wahlwerbung (ich zitiere nur ungern solche befragungen, hier ergibts aber tatsächlich sinn im vergleich zu den anderen parteien, dort wars im 10 prozent bereich).

was mich daran stört, ist dass ein solches klima ja keine ernsthafte diskussion über maßnahmen zu besserer integration, intelligenter asylpolitik etc zulässt. niemand will sich ernsthaft in der argumentation auch nur in die nähe einer solchen partei bewegen. das thema wird dadurch so vergiftet, dass man es entweder meidet wie der teufel das weihwasser oder sich genötigt fühlt, einen konträren standpunkt zu setzen (zwecks symbolik). das häupl-argument fand ich übrigens gut: was, wenn genau dieser wahlkampf während der eu-präsidentschaft gelaufen wäre? schöne werbung im ausland, oder?

aber bitte, bitte, bitte aufpassen mit pauschalierungen, 'erfahrungen mit volksgruppen' und klassenkampf-artigen einteilungen. eine bessere grundlage für missverständnisse und falsche argumentations-grundlagen gibts nicht. ich weiß, passiert mir auch regelmäßig (jaja, nachtschicht-kinder), aber man sollte versuchen das zu minimieren, wo es nur geht.
sheep (Gast) - 2005/10/24 21:48

Also die EU kann die Schweiz nicht leicht sanktionieren weils ja kein Mitglied ist. Die Sanktionen gegen Österreich waren sowieso ein Ablenkungsmanöver...damit die Leute die Probleme im eigenen Land nicht so deutlich sehen...ich sag noch immer, in Österreich haben keine Asylantenheime gebrannt und es wurden auch noch nie kleine christliche Kinder am Schulweg von anderen Christen kollektiv mit Steien beworfen.

Die Theorie vom Land hinkt ein bissl. Ich bin da aufgewachsen und ich habs auch jetzt täglich vor Augen. Ganz so wie beschrieben seh ich das nicht.
Am Land gibts tendentiell mehr Bauern als in der Stadt (ja wirklich! *g*) und die wählen traditionell schwarz. Und Traditionen sind am Land stärker verankert als in der Stadt. Da wählt man halt das oder jenes.

Ich glaub die FPÖ bekommt die Stimmen in Wien von Leuten die eben nicht in Bezirken mit so vielen Ausländern wohnen. Oder Ausländerscharen in der unmittelbaren Nachbarschaft haben. FPÖ Wähler sind für mich unzufriedenen Menschen, die Sündenböcke brauchen. Und die Wiener sind schnell mal unzufrieden.

Ok, meine rein persönliche Sicht mancher Dinge. Werfen wir alles in einen Top...dann liegt die Wahrheit auch irgendwo im Topf.
vecego - 2005/10/25 01:00

Ich sag ja immer "lieber blau als schwarz". Da weiß man wenigstens woran man ist.

Man sollte einsehen, daß es eine Rechte braucht - genauso wie es eine Linke braucht. 27% waren zu viel. Aber 15% halte ich für eine Großstadt durchaus im Rahmen.
raoul duke (Gast) - 2005/10/26 18:09

thx 4 erwin!!!!!


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