Sonntag, 14. Januar 2007

mit dem hammer des zynismus' gegen eine generation, die stehen bleiben will

wer 'offen gesagt' nicht gesehen hat, kann sich hier einen kurzen überblick verschaffen. hier soll es jetzt (stärker) um mein persönliches resümee gehen.

eigentlich könnte die sendung ja hoffnung spenden. die sogenannte junge generation hat die probleme offen angesprochen, sich nicht mit standsätzen zufrieden gegeben, fakten genannt. sie hat gezeigt, dass politisches interesse sehr wohl da ist, aber die perspektive bereits so gering erscheint, dass sie für viele nicht mehr existent ist. die 'ältere generation' begegnete diesen ausführungen wie schon in den letzten tagen mit einer mischung aus zynismus und ignoranz, die einfach nur mehr übelkeit verursacht.

ignoriert wird der kapitale umstand, der allen interessierten, aktiven, sich engagierenden vor augen hält, dass ihre bemühungen umsonst waren. ein partei, die den damals aktuellen kanzler andauernd der lüge bezichtigt hat, verspricht das heitere vom himmel. mit einer inbrunst, mit einer überzeugung, die mitreißen kann. es war eine klare ansage, dass eine spö-regierung die studiengebühren abschafft. natürlich ist das nicht leicht. natürlich ist das mit einer övp eines der schwierigsten unterfangen. das war den wählern, den unterstützern wohl auch klar. aber war es das auch jenen, die es versprochen hatten? deren job ist es, ein programm aufzustellen, das klarstellt was sie in der nächsten legislatur-periode erreichen wollen. es ist nicht einfach nur billig zu sagen, man hätte halt keine absolute mehrheit, also gehts net, hoppala. es ist ein vertrauensbruch. womit die zwei größten parteien dieses landes in rund 7 jahren bewiesen haben, dass man ihnen nicht glauben kann, zumindest nicht im wahlkampf.

doch auf welche basis soll man dann seine wahlentscheidung stellen? jene, die sich für sachen ohne wenn und aber einsetzen, wird regelmäßig vorgehalten, dass ein solcher idealismus nicht zielführend und weltfremd ist. somit scheidet dieser punkt aus - abgesehen davon, dass die ideologischen grundsätze der parteien sowieso immer schwerer auszumachen sind. anscheinend kann man sich aber auch nicht mehr an die fakten, an die argumente halten. als dritter in die opposition? als stärkste partei/kanzler keine studiengebühren? beides wurde nicht realität. sozialminister buchinger sagt, demos lösen keine probleme. doch anscheinend kann man die probleme auch nicht lösen, indem man eine partei wählt, die genau diese lösungen versprechen. ein schelm, wer sich da noch über politikverdrossenheit und niedrige wahlbeteiligung wundert.

was in der seele wirklich schmerzt ist der blanke zynismus, der inzwischen der standartisierte habitus ist, wenn über solche themen gesprochen wird. 'das war doch klar, dass man das nicht wird machen können' ist eine absage an jedes ideal, an jeden traum und an jeden glauben. als subtext schwingt noch ein 'fügts euch einfach dieser realität' mit. gusenbauer bedient sich der sprache jener, die er 6 jahre lang aus der opposition heraus kritisiert hat, wenn er die demonstranten als 'ein paar gewaltbereite' bezeichnet. der hinweis auf den kommunistischen ursprung des slogans outet ihn vollends als einen wendehälsigen opportunisten, dessen ideale dadurch stark angezweifelt werden müssen.

ich rekapituliere die derzeite situation: die studiengebühren werden nicht abgeschafft, das wort 'bummelstudenten' fällt. man schürt vorurteile, dass studenten ein leichtes leben haben und und faul seien - wer kurz die leserbriefe/kommentare in ALLEN österreichischen tageszeitungen liest, bekommt eine gute vorstellung, wovon ich rede. das scheitern des laut ausgerufenen anliegens wird nicht eingestanden, stattdessen soll trotzig ein erfolg herbei geredet werden. mit dem angedachten sozialdienst geht man sogar in die offensive - sich dagegen zu verteidigen ist bedeutend schwerer, da mit der moral-/'sozial'-keule hantiert werden kann. es wird nicht bedacht, dass die unterstützung schwächerer nicht im aufgabenbereich der studenten liegt (der extremfall ist hier doch, dass sozial schwächere von sozial schwächeren gefördert werden sollen, was an absurdität nur schwer zu überbieten ist). ignoriert wird, das studenten noch nicht fertig sind mit dem studium, also noch keinen potenziell gut bezahlten job haben, noch nicht im 'wohlstand schwimmen'. zumal diese vorstellung sehr antiquiert ist.

das studium wird als generöses angebot dargestellt, als etwas verzichtbares, das ein privileg ist, etwas das man sich als gesellschaft leistet. angehende mediziner und statiker (um nur zwei sehr offensichtliche beispiele zu nennen) als egoisten zu bezeichnen, die der gesellschaft doch wenigstens durch soziale dienste etwas zurückgeben könnten - das ist die definition von zynismus. von jugendlichen/jungen erwachsenen wird immer mehr flexibilität erwartet. es wird gefordert, doch, zumindest ist das die aktuelle optik, es wird immer weniger geboten. ich will mich nicht rein auf das problem studiengebühren kaprizieren, es ist einfach nur das beste beispiel. es gebe noch genug andere kritikpunkte (arbeitszeit-flexibilisierung, kündigung von lehrlingen, asylgesetz, etc), die wirklich deprimierende problematik liegt jedoch viel tiefer.

ich beginne die haltung von propagandhi zu verstehen, dass man nicht für kerry stimmen sollte, nur um bush zu verhindern, wenn man doch nur den 'selben scheiß' in anderem schafspelz wählt. währen in 2 monaten neuwahlen, ich wüsste nicht für wen ich stimmen sollte. zwei parteien scheiden aus ideologischen (und auch anderen politischen) gründen aus. zwei parteien genießen schlicht kein vertrauen. meine grundsätzliche bisherige heimat, die grüne partei, hat in dem letzten jahr ihre glaubhaftigkeit ebenso verspielt. minderheitsregierung nein, oder doch, na, ich weiß nicht. immer weniger konstruktive ansätze, immer stärkere anpassung an die gepflogenheiten der übrigen parteien. natürlich ist es aus meiner sicht positiv, dass fpö und bzö der regierung nicht angehören. aber ich bezweifle, dass sich die politik im allgemeinen sehr verändern wird - zumal das bzö in der letzten regierung nur mehr wenig einfluss hatte, die spö das letzte asylgesetz mitbestimmt hat. ich will nicht drei parteien einen freischein für jedwede politik ausstellen, nur um zwei andere aus der regierung herauszuhalten. die verhinderung dieser zwei parteien ist mir als programm zu wenig. mir wäre ein scheitern einer minderheitsregierung um vieles lieber gewesen, als diese jetzige regierung. man hätte eben, schau an, flexibel sein müssen. die zukunft wäre halt schwierig und ungewiss gewesen. die letzten zwei sätze beschreiben die realität für viele junge erwachsene (und auch 'nur' erwachsene) recht gut.

mein grundsätzliches problem ist: wie soll ich in so einem land noch an demokratie glauben? wie soll ich argumentieren, wenn man mich fragt ob wählen noch sinn hat? der 'wählerwille' wird solange wild uminterpretiert, bis er passt. die mehrheit wollte eine große koalition. eigentlich gibt es eine mehrheit mitte-rechts, oder eher rechts der mitte. eine mehrheit wollte irgendwie auch rot-grün-blau, geht sich zumindest aus. strasser meint in 'offen gesagt', dass die jungen ja mehrheitlich schwarz gewählt haben und lehrmeistert blaha, als diese auf die rot-grüne mehrheit bei eben diesen jungen hinweist. in der zeit, in der mich aktiv für politik interessiere, hab ich einiges miterlebt. vieles davon hat mein vertrauen in die politik aktiv zerstört. es scheint, dass man erst ernst genommen wird, wenn man ein gewisses alter, einen gewissen 'stand', eine gewisse 'bedeutung' (!!) erreicht hat. und bis dahin wird man solange malträtiert und enttäuscht, dass man ohne mit der wimper zu zucken die jüngere variante des eigenen ichs diffamiert, abwertet und ignoriert. geschichte wiederholt sich. bis man zerbricht.

mit diesem fakt, den ich in dieser deutlichkeit bis jetzt entweder ignoriert oder nicht gekannt habe, muss ich mich erst beschäftigen. 'anfreunden' ist ein wort, dass ich in diesem zusammenhang einfach nicht verwenden will. soviel idealismus sei mir bitte trotz alledem noch zugestanden.

offen gesagt - revisited

selten hat 'offen gesagt' so viel wahrheit enthalten, selten war es so bezeichnend für die situation einer generation, die inzwischen bevölkerungsschichten von 30 abwärts umfasst.

barbara blaha, ihres zeichens öh-vorsitzende, hat ohne umschweife die probleme der studierenden (insbesondere aber nicht nurjener, die der spö vertrauen schenkten) mit den änderungen in der studiengebühren-causa angesprochen. 8 von 10 studierenden müssen bereits arbeiten, um sich studium und leben zu finanzieren. diesen dann einen unterbezahlten job anzubieten, ist schlicht eine frechheit. neben dem aktuellen aufwand (studium, job) ist das erwerben einer qualifikation für den hospiz-dienst unmöglich. niemand bestreitet die notwendigkeit und richtigkeit etwa einer förderung lernschwacher kinder bzw betreuung von schülern allgemein - nur ist das wirklich aufgabe der studenten? ist das die lösung? auch wiegt der umstand schwer, dass etwas fest versprochen wurde ('nicht unter einem roten kanzler') und einfach verraten wurde

rene pfister - elektriker, junge gpa, betriebsrat - drückte die enttäuschung darüber aus, dass man sich für etwas eingesetzt hat und letztendlich einfach nicht beachtet wird. kritisiert hat er auch die aufhebung des kündigungs-schutzes für lehrlinge. er stellte auch die neu gegründete plattform 'wir sind spö' (link) vor, die aus der partei heraus daran etwas ändern will.

anja fellerer, vertreterin der katholischen jugend, stimmte nicht nur den oben genannten kritikpunkten zu, sie führte auch noch die untätigkeit beim asylgesetz (das noch dazu mit spö-stimmen beschlossen wurde) an.

tanya bednar, jungunternehmerin, magistra, inzwischen nichtwählerin, stand schließlich stellvertretend für die verdrossenheit. bezeichnend die aussage, das von der jungen generation immer mehr flexibilität und verantwortung gefordert wird, ohne ihr irgendwelche perspektiven zu bieten.

was wurde dem entgegen gesetzt? mit erwin buchinger (sozialminister, spö) wurde der (zur zeit) wohl sympathischste regierungsvertreter entsandt. leider ist er auch jemand, der in dieser causa nicht sehr viel konkretes anführen konnte, sein bemühen muss man jedoch unterstreichen. natürlich leistete er sich keinen voves'schen anfall, fiel nicht über die eigene regierung her. er wirkte nett, aber verloren, keinesfalls überzeugend. ernst strasser, der ehemalige innenminister der övp schließlich, konnte ein paar gute punkte anführen, insgesamt aber war erstens ebenso macht-/kompetenzlos wie buchinger, zweitens ein weiterer vertreter der zum himmel schreienden ignoranz. diskussionsleiter hans bürger schlug übrigens in die gleiche kerbe.

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