am 31. dezember habe ich in irgendwas gebissen. nichts hartes, aber trotzdem hat der linke schneidezahn protestiert. immer wieder. das ließ sich beim feiern zwar leicht abstellen, eine problemlösung war es allerdings nicht. am 1. jänner schwoll dann die oberlippe leicht an, der schmerz war etwas hartnäckiger. am 2. stellte ich beim morgendlichen frischmachen fest, dass die oberlippe jetzt ungefähr die doppelte größe erreicht hat, taub war, und die schwellung die linke gesichtshälfte emporkroch. die haus-zahnärztin auf urlaub, also habe ich dem zahnnotdienst einen besuch spendiert. wurzelbehandlung begonnen, zahnfleisch aufgeschnitten um die schwellung schneller zu lindern.
nachdem in der nacht schlafen nicht so einfach und die generelle leidensfähigkeit grad etwas am ende war, blieb ich am mittwoch auch zuhause. heute scheiterte der versuch so um 12, nachdem sich schwindelgefühl, leichtes zittern, ein wenig übelkeit und allgemeine mattigkeit eingestellt und sich schweißausbrüche mit kälteschocks abgewechselt hatten. die ärztin war sehr freundlich, hat mich bis dienstag krankgeschrieben ('und nicht einbilden, dass sie dann sicher wieder sofort arbeiten können') und mir das problem erklärt. schwellung/eiteransammlung direkt bei der knochenplatte, das kann sich schnell zum gehirn raufziehen, und das muss unter allen umständen vermieden werden. also antibiotika-therapie (600 mg bomben, nicht schlecht) und die schwellung ab und zu kühlen.
das coole daran ist, dass es vorerst ja sicher nicht schlechter werden kann. ein paar blöde seiten hat das ganze auch, aber die muss man jetzt ja nicht extra nochmal an die wand malen.
emo out.
wohlstandskind - 2007/01/04 19:07
die paar ausständigen advents-kalender-geschichten kommen wahrscheinlich nächstes jahr, so irgendwann im ersten quartal. das ist zumindest mein plan, der unter gewissen umständen sogar verwirklicht wird. aber wenn schon das mit weihnachten nicht so ganz klappt, gibts halt einen jahres-rückblick. oder so etwas ähnliches. auf die wahrscheinlich eh erwartete art und weise. also hauptsächlich musikalischer natur.
you say party! we say die! begeistern seit wochen und treiben fiebrig den geist voran. die simplen und vielleicht auch deshalb wirkungsvollen zeilen bleiben gerne hängen. 'i reassure myself that i will never be alone and let my head believe what my heart already has perceived' hätte auch ganz gut am anfang des jahres gepasst. dann hätt ich diese formation auch nicht so leichtfertig in der arena verpasst. tv on the radio danach war soundmäßig müßig, dirty pretty things sehr nett und die yeah yeah yeahs großartig.
das bisherige schaffen der blood brothers (also pre-crimes) konnte ich so ab sommer intensiv erforschen, seit november schwelge ich in 'young machetes'. natürlich ist es nicht soo schwer, jemanden mit kritischen gesellschafts-betrachtungen zu überzeugen, der die welt in der derzeitigen lage auch schon als post-apokalyptisch bezeichnen würde. wenn aber mit viel kunst und verstand in 'camouflage, camouflage' der gern zitierte 'großstadt-jungel' als genau solcher offenbart wird, verliert sich der verstand halluzinierend in visionen. die subterranean bullets durchbohren täglich den untergrund einer verschleierten unwirtlichkeit, die man schulterzuckend als wirklichkeit annimmt. auch wenn sie nur selten einen guten grund liefert, sein herz nicht von allen einsen und nullen zu befreien. und tatsächlich sind es genau die momente, in denen sich der himmel teilt - 'one half jealous and half cruel' - in denen man sich lebendig fühlt. 'i felt my chest cave in under a pile of synthetic grins'. manchmal ist das zerbrechen die beste katharsis.
in ähnliche sphären tauchen kante ab, wenn sie porklamieren 'ich hab die dunkelheit gesehen wie sie kein auge vorher sah / ich hab die nacht in voller pracht in allen farben funkeln sehen'. daneben stimmen the decemberists ein und stellen in erzählerischer weise fest 'we fall but our souls are flying'. auch sehr begeistert haben die dresden dolls, etwa mit der nüchtern-kalten wirklichkeit in 'first orgasm'. passt diese grundsätzliche einstellung, dieses große überthema von 2006 wenn man so will, zum immer stärker reduzierten alkohol-konsum? man könnte das als aufgabe der vorstellung, dass es dadurch vielleicht zumindest etwas besser wird, interpretieren. wäre allerdings falsch - wenn nicht vollkommen, dann zumindest zum größten teil. eine reduktion der blackouts um 100 % ist schon eine angenehme sache.
der dramaturgisch notwendige schwenk hin zu heiteren dingen wird vollführt von muse. 'black holes and revelations' ist immer noch der romantischen tradition treu, aber der positive unterton wird diesmal deutlich stärker betont. das konzert in der stadthalle war dementsprechend großartig. wenn schon stadionrock, dann bitte nur so. die chili peppers wirkten auf der großen bühne teils verloren, bellamy, wolstenholme und howard nutzen die fläche um die musik (und nur die musik) zu zelebrieren. das herz musste, wie vom ljod getroffen, laut mitlachen. der mund noch eine stunde später breit grinsen. mia wollen mit 'zirkus' zwar auch gute laune verbreiten, was bei 'tanz der moleküle' auch wunderbar funktionierte, aber so ganz will der funken einfach nicht überspringen. am novarock wars trotzdem schön und, ja, anders kann mans nicht sagen, herzergreifend. petsch moser waren live im wuk und auf platte bei 'reforma' herrlich. ob jarvis live mithalten kann, wird man im jänner sehen. sein solo-debut ist jedenfalls gut, wenn auch nicht der niederreißer (was aber auch nicht sinn der übung war, wie ich denke).
'näher am menschen' von der mediengruppe ist zwar nett und irgendwie eh auch wieder gut, klingt aber stellenweise wie ideen-recycling vom erstling. und die 80s-synthie-anfälle muss man halt mögen (hint: ich mag depeche mode, auch großes konzert im februar so nebenbei). propagandhi klingt bei 'potemkin city limits' auch immer wie ein song von 'todays empires, tomorrows ashes'. oder besser gesagt, wie ein, zwei songs vom vorgänger. da leidet die begeisterung notgedrungen und verschiebt sich hin zu phlegmatischem 'ja, eh nett'. das genaue gegenteil: deichkind mit 'aufstand im schlaraffenland'. soundmäßig immer wieder nahe am frühen industrial, textlich balancierend zwischen infantilität und griffigkeit. ein erlebnis von anfang bis ende.
dank konzeptlosigkeit schwimm ich jetzt etwas herum, also noch schnell ein absolutes highlight dieses jahres - billy talent. 'i never walked so far on a lonesome street with no one there for me / is it worth the pain, with no one to blame?' wird hymnenhaft über harmonien geschmettert, die so zwar nicht die neu-erfindung des rades darstellen, aber schreiben muss man sie trotzdem erstmal. worker bees beschwört mit der gekreischten zeile 'protect the hive from enemies!' bei mir immer das bild eines rot angelaufenen managers, der diese botschaft einer von überstunden und/oder zerrütteten privatleben gemarterten belegschaft entgegen schmettert. aber das geht vielleicht nur mir so.
entdeckungen gab es noch zuhauf, aber die alle zu erwähnen wäre jetzt sogar für mich zuviel. die ehren-erwähnung wird belle and sebastian zuteil. zu guter letzt (das beste immer am schluss): 'tightrope' von kimera hab ich ca 4 monate nicht aus dem cd wechsler geschmissen. von den zahllosen ipod-rotationen gar nicht zu sprechen. großartig ist es geworden. die beauties konnten sich daneben mit den diy-songs auch gut behaupten (what's the base!). die letzten konzerte hab ich ja leider allesamt verpasst, das wird sich im nächsten jahr aber wieder ändern. versprochen. und 'caution overload' von no head on my shoulders schließlich wird vielleicht nicht genau so oft rotieren, aber trotzdem oft genug. innovativ ist nur ein hilfsausdruck.
das wars dann mit 2006. genau richtig, wie ich finde. nicht zu lang, nicht zu kurz. mal schneller, mal langsamer. von allem etwas, selten zu wenig und fast nie zu viel. kann man so lassen. aber selbst wenn nicht, es würde trotzdem nochmal das mantra der letzten monate zur geltung kommen: da kann man nix machen. danke, peter licht. du kannst auch wieder mal vorbei kommen.
wohlstandskind - 2006/12/31 14:08
manche geschichten sind schrecklich. die moral ist nicht die erwartete. oder die entwicklung hätte lieber ganz anders aussehen sollen. vielleicht ist das ende auch das genaue gegenteil von dem, was man sich gewünscht hat. man hat gefiebert, aber die grippe ist erst recht ausgebrochen. das ist dann irgendwie unfair. wir wünschen uns doch alle ein happy end. dass uns jemand den kopf streichelt und sagt 'auch wenn dir das wasser bis zum hals steht, irgendwie kannst du da rauskommen'. das andere ist eben unangenehm.
mit 16 durchlief ich die klassische wohlstandspunk und freizeit kommunisten phase. irgendwie gelangt man vom punk immer sehr leicht zu linken ideen. man beginnt eigene vorstellungen der geschichte zu entwickeln, die auch nicht sehr viel besser sind, als 'der nationalsozialismus hatte auch gute seiten'. irgendwo zwischen halbbildung und verklärter marx-romantik entsteht trotzdem ein kommunistisches ideal. auch weil es keine einfachere antwort auf kapitalismus zu geben scheint. mit dieser grundlage also legte ich mir voller vorfreude 1984 von george orwell zu. denn überwachungsstaat, das kommt ja gleich nach dem großen, bösen k. bis zur hälfte lief alles gut. zum ende hin wurde es irgendwie schwieriger. die letzten seiten waren fast eine qual. nach jedem absatz legte ich eine pause ein, um die gedanken zu ordnen. das ganze nochmal durchzudenken. nach der letzten seite waren sämtliche kurzbiographien gefragt, die ich zu orwell finden konnte. russische geschichte. viel nachdenken. und am ende ein angenehm verändertes bewusstsein für geschichte, politische systeme und ideologien.
die wirkliche genialität der zeile 'wenn wir das ende nicht ertragen, lesen wir das buch nochmal' liegt in ihrer dualität. natürlich drückt sie in erster linie das bedürfnis aus, die geschichte zu verändern. sie irgendwie zu einem glücklichen ende hinzubiegen. mit kunstgriffen das ganze umdeuten, bis es doch irgendwie schön ist. andererseits sagt sie aber auch: wenn du es nicht ertragen kannst, lies es nochmal. und nochmal. bis du verstehst, warum du es nicht erträgst. was dich daran so stört. was das für dich bedeutet. und wie du damit umgehst. nicht, damit das unerträgliche irgendwann so alltäglich ist, dass man es einfach hinnehmen kann. man muss sich dessen nur bewusst werden.
wohlstandskind - 2006/12/05 23:02
es war kein besonderes datum. später wird er sich nur mehr vage daran erinnern, wann sich diese szene abgespielt hat. aber den rest wird er wohl nie vergessen. diesen moment, der das ende einer langen durststrecke markierte. jahrelang musste er sich mit der rolle des außenseiters begnügen. nicht diese romantische outcast-vorstellung, die er aus den filmen kannte. nein, in der wirklichkeit gab es nie dieses breakfast club zusammentreffen der unterschiedlichen gruppierungen, die dann plötzlich doch zueinander finden. diese gruppendynamisch sicherlich wertvolle rolle des sonderlings war alles andere als eine einfache aufgabe. nicht zuletzt, weil er nie die gelegenheit sah, eine andere rolle zu bekleiden. und plötzlich war damit schluß.
ein weiterer umzug seiner familie führte ihn in eine weitere verschlafene kleinstadt. eine weitere klasse, in der er als 'der seltsame typ mit den schrecklichen klamotten' bekannt wurde. bis ER ihm einen zettel gab. das war eindeutig ein flyer. auch wenn er noch nie einen bekommen hatte, wusste er um die bedeutung dieses billig produzierten stück papiers. es war die eintrittskarte - nicht zum darauf angekündigten gartenfest, sondern in eine andere realität. und diese chance würde er nutzen. 'bring was zum trinken mit, bier ist oke. und ein paar cds.' meinte ER noch, bevor ER aus dem klassenzimmer verschwand. sonst gab er niemandem eine einladung. 'mach ich', mehr musste er nicht antworten. und sofort überlegte er, was er anziehen würde. welches bier er kaufen sollte (wenn seine eltern nicht zuhause waren, trank er manchmal, um auf diesen moment vorbereitet zu sein, er hatte also durchaus ahnung). welche cds er auswählen würde. und was er lieber nicht erwähnen würde. die karten-sammelspiele - die leute verstanden nie, dass es mehr als pokemon gab. die tabletop-spiele - er wollte nicht als geek gelten. die mangas - da dachten alle anderen sofort an schweinereien. er war auf alles vorbereitet, nur nicht auf das folgende szenario.
als er ankam, war die party schon im gange. 7 leute, mehr waren nicht geladen. 'und dafür hat ER tatsächlich flyer gedruckt?'. auf einem schäbigen fernseher lief 'green legend ran' ohne ton. 2 unterhielten sich lautstark darüber, ob tcg's eine dämliche ausgeburt der wegwerfgesellschaft waren. ein mädchen tanzte scheinbar verloren auf dem rasen zu 'the authority song' von jimmy eat world. ER begrüßte ihn, nahm ihm das bier ab, stellte ihn vor. ohne vorwarnung wurde er in gespräche verwickelt, öffnete ein bier, plauderte über alles, was ihm wirklich gefiel, was ihn interessierte. er trank bier, zog zum ersten und letzten mal an einer zigarette, lachte und unterhielt sich weiter. stundenlang. nach einer stunde hatte er sich alle namen gemerkt. nach zwei stunden hatte er sich 5 bands im kopf notiert, von denen er unbedingt mehr hören wollte. nach vier stunden tanzte er gemeinsam mit den anderen zu 'lucky denver mint'. sang lauthals mit. fühlte sich betrunken. er fühlte sich berauscht von menschen, die er scheinbar sein leben lang gesucht hatte.
am nächsten morgen brummte sein kopf. er war auf dem rasen eingeschlafen. seine kleidung war naß. er sah sich um, konnte aber keinen morgentau sehen. nur einen billigen pool zum aufstellen. die sorte mit hohen blauen wänden und einer wackeligen einstiegsleiter. 'willst du nochmal reinspringen?' sagte plötzlich ER, der hinter ihm stand. 'nochmal?'. 'haha, du warst wirklich schwer bedient gestern. also. zuerst bist du ansatzlos hineingesprungen und hast mit ed eine synchronschwimmer einlage hingezaubert. dann hast du die nassen sachen ausgezogen und hast nackt getanzt. ein seltsames bild, aber naja'. er konnte spüren wie sein gesicht sich rot färbte. die hitze jede pore seiner haut erreichte. hastig suchte er seine sachen zusammen, erzählte etwas von mittagessen und zuhause sein müssen und verschwand. der restliche tag war lang. die nacht war noch länger. er konnte nicht schlafen. sie würden sich alle das maul über ihn zerreissen, über den idioten, der nach ein paar bier nackt durch gärten tanzt.
am ersten tag war nichts zu merken. auch der zweite tag verlief ruhig. am dritten tag hatte er das gefühl, noch weniger als zuvor beachtet zu werden. bis ER kam und ihn einlud, doch am abend vorbeizuschaun. sie saßen in der einfahrt SEINES elternhauses, hörten musik. manchmal plauderten sie, manchmal sagten sie gar nichts. minutenlang betrachteten sie das gras, während jimmy eat world 'your house' zum besten gaben. irgendetwas stach aus dem grün heraus. die malkreide SEINER kleinen schwester. er nahm sie, und schrieb mit ruhiger hand einen satz auf die asphaltierte zufahrt zur garage. nach erledigter arbeit legte er sich darunter. als ob er seine aussage unterstreichen wollte. ER las den satz und musste lächeln. ER legte sich daneben hin, als wollte er der aussage noch ein rufzeichen hinzufügen. so bildeten sie die umrahmung für einen satz, der ihm stärker in erinnerung bleiben sollte, als alles was er je wieder erleben würde. in großen, rosa lettern konnte nun jeder, der an der auffahrt vorbeikam, lesen: 'this is my favourite home and i'm not ashamed to run around naked'.
wohlstandskind - 2006/12/04 21:16
überraschungen kommen immer in den unerwartetsten momenten. nicht diese falschen überraschungen, wie eine party zum geburtstag darstellt. das sieht man meistens doch irgendwie kommen. die wirklich guten überraschungen verpasst man meistens sogar. erst, wenn sie vorbei sind, merkt man, dass da was war. und so geht das wochen, wenn man zu faul ist, den fm4 trackservice zu nutzen.
das lied kam aber auch immer in den seltsamsten momenten daher. kurz, bevor man in die arbeit geht. während man zur probe fährt. beim zähneputzen. am sonntag vormittag. immer dann, wenn der pc weit weg ist oder es zumindest so scheint, als würde es jetzt ewigkeiten dauern, bis man weiß, wer zum henker das ist. denn es sind nicht die smiths. auch wenn es der erste gedanke immer wieder behauptet. dazu ist der gesang zu ruhig, zu wenig übertrieben (und das im positivsten sinne, herr morrisey). doch weit entfernt vom slackerhaften 'ich scheiß mir nix, mir is das alles eh wursch' tonfall. zauberhaft. die musik erinnert irgendwie an 'this charming man' von, ja, den smiths. und doch nicht, weil mit keyboard und zaghaften blasinstrumenten untersetzt. und, ist das ein glockenspiel im hintergrund?
irgendwann war dann doch klar, das der song 'the sporting life' heißt und von der gruppe the decemberists stammt. die musikalische nähe zu anderen bands können sie nicht abstreiten, klingt doch 'we both go down together' in der strophe fast schon unverschämt nach 'loosing my religion' von rem. doch was ich den fotos als uninspiriertheit vorwerfe, halte ich den decemberists als charmante referenzgestik zugute.
mit diesem bandnamen muss man ja lieder schreiben, die zu weihnachten passen wie vanillekipferl. oder eher wie cocos-punsch. man weiß, so wirklich weihnachtlich ist das jetzt nicht. aber ein zuckersüßer ironie-streusel über viel zu trockene straßen, denen ein wenig wohlig-entspannte stimmung gut tun würde.
wohlstandskind - 2006/12/04 20:43
jetzt also auch noch element of crime. seine freundin konnte die tragweite ihrer aussage natürlich nicht abschätzen. wie immer. wie bei jedem, den er kannte. 'du magst doch element of crime, oder? hör dir mal den song an, ich find den cool'. sie wusste es eben nicht. dass sie den song cool finden musste. dass sie ihm das sagen musste. sie hatte gar keine andere wahl. 'die' hatten es ihr unterschwellig befohlen. und natürlich konnte er es nicht beweisen, aber er wusste es.
es war vor zwei jahren, als er die folgenschwere entdeckung machte. dass die welt von verschiedenen geheimbünden regiert wird, ist ja einigen bekannt. auch, dass all die geheimen vereinigungen in irgendeiner weise miteinander verbunden sind. doch nur sehr wenige wissen, dass die ganze menschheits-geschichte hindurch immer ein bündnis ganz oben stand und alle anderen kontrollierte. der platz an der spitze wechselte zwar immer wieder, aber er war immer eindeutig besetzt. nur deshalb gab es veränderung, nur deshalb geschah etwas. doch vor etwa fünf jahren passierte, was nicht passieren durfte. durch eine unachtsamkeit bei einer weiteren rochade innerhalb des machtgefüges kam es zur kreisbildung. jede geheimorganisation kontrollierte jede andere und wurde von jeder anderen kontrolliert. der absolute stillstand war die folge.
und genau in jenem moment, als ihm das klar wurde, legte der dj im radio 'paranoid' auf. als er nach hause kam und die fernsehkanäle nach brauchbarem durchsuchte, blieb er bei einer aufzeichnung des 'paranoid'-programms von michael mittermaier hängen. so ging das immer weiter. irgendjemand, 'die', waren auf ihn aufmerksam geworden. und sie versuchten mit allen mitteln, ihm einzureden, dass das gar nicht wahr war. alles nur einbildung. anzeichen von paranoia, sonst nichts. anzeigen in 'psychologie heute'. gäste in talkshows. sein chef, als er mit seiner alu-folien-haube in der arbeit auftauchte. und jetzt auch noch seine engste vertraute, mit der er sich heim und bett teilte. doch sie konnte ja nichts dafür. auch element of crime war in wirklichkeit unschuldig. wüsste sven regener, wer ihm diese worte ins ohr gesetzt hat, niemals hätte er diesen song zu ende geschrieben. sie waren alle opfer, und nur er konnte sie retten. vor 'denen'. doch er durfte 'sie' nichts davon wissen lassen. und um seine freundin nicht zu gefährden, durfte auch sie nichts mitbekommen. 'das werde ich. aber 'delilah' von den dresden dolls fand ich nicht so überragend, irgendwie langweilig'. 'you schizos never learn' singt amanda palmer darin, und auch solche versuche wusste er abzuwehren. und wenn er erst den geheimen code in 'illuminatus!' entschlüsselt hat, mithilfe der zahlencodes eines jeden 3ten 5 euro scheins, den er als wechselgeld im supermarkt erhielt, würden diese hinterhältigen angriffe auf seine psyche endlich ein ende haben. er war sich ganz sicher.
wohlstandskind - 2006/12/02 20:52